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Hebt bei der OMV nicht mehr ab: Gerhard Roiss

Foto: Reuters/bader

Auch Hans-Peter Floren muss gehen

omv

Wien - Die Verträge von OMV-Chef Gerhard Roiss und von OMV-Vorstand Hans-Peter Floren werden vorzeitig aufgelöst. Roiss soll bis Mitte nächsten Jahren aus dem Unternehmen ausscheiden, Floren bereits zu Jahreswechsel. Das hat derStandard.at aus Kreisen des Aufsichtsrats erfahren.

Über die anstehenden spektakulären Veränderungen in der OMV hatte derStandard.at schon am Montag berichtet. Am Donnerstag vermeldete "Die Presse", dass der Abgang von Roiss und Floren vom Aufsichtsratspräsidium vereinbart worden sei. Am kommenden Dienstag soll nun das gesamte Kontrollgremium die Personalfragen beschließen. Die Verträge der beiden Vorstände hätten eigentlich noch bis Frühling 2017 laufen sollen.

Innerhalb der Konzernführung hatte es zuletzt einen Streit um die Strategie gegeben. Die Staatsholding ÖIAG wollte auf Anfrage von derStandard.at keinen Kommentar abgeben. Der Aktienkurs des Unternehmens lag am Donnerstagnachmittag rund ein Prozent im Minus.

Seit 2011 Chef

Der am 2. April 1952 geborene Roiss ist seit Anfang der 1990er Jahre im Öl-, Gas- und Chemiekonzern leitend tätig, seit 1. April 2011 als Vorstandschef. Das Klima im Unternehmen hatte sich zuletzt verschlechtert. Im Sommer soll der OMV-Aufsichtsratsvorsitzende Rudolf Kemler den OMV-Manager Jaap Huijskes, der nun aus privaten Gründen selbst 2016 den Hut nimmt, als möglichen Roiss-Nachfolger ins Spiel gebracht haben.

Roiss selbst wiederum soll Mitte August in einem Brief an Kemler die Aufspaltung des Gas&Power-Bereichs in zwei größere Sparten gefordert haben, um den - so die Mutmaßung in Medien - "ungeliebten" Gas-Vorstand Hans-Peter Floren zu "entmachten". Dieser soll jetzt übrigens ebenfalls vor der Zeit gehen müssen, so die "Presse"; auch sein Vertrag würde noch bis Frühjahr 2017 laufen.

Gaststrategie überarbeiten

Zweifellos bedarf die OMV-Gasstrategie einer Überarbeitung, zuletzt hatte es hier auch Misserfolge gegeben - von der gescheiterten Lang-Version der geplanten "Nabucco"-Gasleitung über das teils auch verlustträchtige Gastrading (EconGas) bis hin zur einer früher angepeilten Kette von Gaskraftwerken von Bayern bis in die Türkei, die aus verschiedensten Gründen unrealistisch geworden ist. Die neue OMV-Gasstrategie solle in sechs bis zwölf Monaten fertig sein, hatte Roiss zuletzt Ende August erklärt.

Roiss, der in der WU Wien, in Linz und Stanford (USA) seine Wirtschaftsausbildung absolviert hatte, war 1990 mit der Leitung des OMV Marketing betraut worden und wurde Vorstandsmitglied der PCD Polymere GmbH, 1997 deren Vorstandsvorsitzender.

Erste Leitungsaufgabe 1997

Seine erste Vorstandsaufgabe in der OMV-Konzernleitung übernahm Roiss 1997 - und zwar für Kunststoffe und Chemie. Im Jahr 2000 erhielt er zusätzlich den wichtigen Geschäftsbereich Exploration und Produktion (E&P) übertragen, "die" Cash-Cow des Ölriesen.

Mit Jänner 2002 avancierte Roiss zum Vize-Generaldirektor und leitete ab sofort den Bereich Refining und Marketing (R&M) samt Petrochemie. Die damals noch opportune Expansionsstrategie im Marketing (Tankstellen) und in der Verarbeitung wurde später angesichts der Raffinerie-Überkapazitäten in Europa zurückgenommen, von im CEE-Raum aufgebauten Zapfsäulen trennte man sich nach und nach wieder. Mit 1. April 2011 wurde Roiss OMV-Generaldirektor. Er ist auch Aufsichtsratschef der Rumänien-Tochter Petrom und bei der türkischen Petrol Ofisi. (red, derStandard.at, 9.10.2014)