Göttingen - Dem Mars steht wieder einmal Besuch bevor: Am 19. Oktober wird der Komet "C/2013 A1", auch als "Siding Spring" bezeichnet, dicht am roten Planeten vorbeirasen. Einen Zusammenstoß schließen Forscher zwar aus, doch der Schweif des Kometen wird höchstwahrscheinlich in die Atmosphäre des Planeten eindringen, wie das Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung mitteilte.
Den Raumsonden und Rovern, die den Mars derzeit erkunden, bietet sich die einzigartige Gelegenheit, ein seltenes Schauspiel aus der Nähe zu verfolgen. Der Teilchendetektor ASPERA-3 etwa, der an Bord der ESA-Raumsonde Mars Express die Atmosphäre untersucht, wird in den Stunden nach dem Vorbeiflug versuchen, Bestandteile des Kometenschweifs zu identifizieren.
Annäherung auf 132.000 Kilometer
Als "Siding Spring" Anfang 2013 im Blickfeld eines Teleskops am australischen Observatorium Siding Spring auftauchte, hielt er bereits Kurs auf den Mars. Zunächst schien eine Kollision mit dem Roten Planeten möglich. Die Beobachtungen in den Folgemonaten brachten jedoch die Entwarnung: Der Komet dürfte den Mars in einem Abstand von etwa 132.000 Kilometern passieren. Dies entspricht in etwa einem Drittel der Entfernung zwischen Erde und Mond.
Aus wissenschaftlicher Sicht könnte die Flugroute kaum günstiger sein: Derzeit erforschen fünf Raumsonden den Mars aus einer Umlaufbahn, zwei Rover bahnen sich ihren Weg über die Oberfläche. In der Zeit des Vorbeiflugs werden all diese Instrumente ihren Blick auf "Siding Spring" richten und jedes Detail der einzigartigen Begegnung aufzeichnen.
Spuren in der Atmosphäre
"Wir erwarten, dass sich der Kometenschweif und die Marsatmosphäre zum Teil vermischen werden", sagt Markus Fränz vom MPI für Sonnensystemforschung in Göttingen. Die Forscher schätzen, dass der Komet pro Sekunde etwa 100 Kilogramm fremden Materials in die Marsatmosphäre eintragen wird. Das entspricht der Menge an Teilchen, die der Mars kontinuierlich ins All verliert. "Diese geringen Teilchendichten machen die Messungen zu einer großen Herausforderung", so Fränz.
Dennoch hoffen die Forscher, die Veränderung der atmosphärischen Zusammensetzung mitverfolgen zu können. Die langperiodischen Kometen, zu denen auch "Siding Spring" zählt, entstammen der sogenannten Oortschen Wolke, einer Region im äußersten Bereich unseres Sonnensystems. "Jeder Komet ist ein wenig anders", sagt Fränz. "Indem wir möglichst viele genau untersuchen, können wir uns ein immer besseres Bild von ihrem Entstehungsort machen." (red, derStandard.at, 11.10.2014)