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"Viele Botschafter haben mich angerufen und mitgeteilt, dass sie mit diesen Entscheidungen nicht glücklich sind", sagt der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft, Fuat Sanac.

Foto: APA/Herbert Neubauer

Der Entwurf für ein neues Islamgesetz und die Vorgangsweise der Regierung empören den Präsidenten der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ). Fuat Sanaç
war auf seiner großen Pilgerfahrt, als das Papier präsentiert wurde – anders als ausgemacht, wie er im Ö1-"Morgenjournal" am Donnerstag sagte. Er habe die Minister Sebastian Kurz (ÖVP) und Josef Ostermayer (SPÖ) gebeten, "dass sie auf mich warten, weil wir seit 16 Jahren darauf gewartet haben, da können wir noch 16 Tage warten. Sie haben auch nicht Nein gesagt" – dann sei dennoch der Entwurf präsentiert worden.

Gefragt, ob er einen Zusammenhang mit der Debatte über Jihadisten aus Österreich sehe, sagte Sanaç: "Ich will nicht einmal darüber nachdenken. Ich gehe davon aus, dass sie das aus einem guten Grund gemacht haben – aber ohne unsere Zustimmung. Das muss ich ganz deutlich sagen. Es war nicht so vereinbart."

Zur Forderung nach einer einheitlichen Koran-Übersetzung sagte Sanaç: "Als Schulbuch werden wir sowieso in den Schulen den Koran verteilen. Dieser Koran ist teilweise übersetzt worden. Aber das bedeutet nicht, dass die anderen Übersetzungen verboten werden dürfen."

Sanaç: Verbot ausländischer Finanzierung "naiv"

Dass laufende Kosten innerhalb der islamischen Glaubensgemeinschaften nicht aus dem Ausland finanziert werden dürfen, hält der IGGiÖ-Chef für einen "naiven Vorschlag", denn: "Man kann auch dort bezahlen und hier zum Beispiel auf Bankomatkarte sein Gehalt bekommen. Das nützt nichts und ist auch nicht notwendig." Und er glaubt, dass Österreich damit seine traditionell guten Beziehungen zu den muslimischen Staaten aufs Spiel setzt: "Viele Botschafter haben mich angerufen und mitgeteilt, dass sie mit diesen Entscheidungen nicht glücklich sind. Das kann also die Beziehungen zu den anderen Ländern stören."

Um gegen radikale Muslime in Österreich vorgehen zu können, fordert der IGGiÖ-Präsident eine Änderung des Vereinsgesetzes: "Die Gesetze erlauben uns nicht, zu kontrollieren oder ihnen etwas zu verbieten. Wenn wir diese Rechte gehabt hätten, dann hätten wir das auch getan." Die Gründung eines Islam-affinen Vereins sollte künftig der Zustimmung der IGGiÖ bedürfen. (red, APA, 9.10.2014)