Es hat schon unangenehmere Streiktage für die Lufthansa gegeben. Obwohl am Mittwoch die Piloten von Lufthansa-Cargo in den Ausstand traten, konnten alle Frachttransporte durchgeführt werden. "Wir rechnen nur mit minimalen Auswirkungen für unsere Kunden", sagte ein Sprecher der Airline.

Am heutigen Donnerstag soll der Betrieb, trotz Streikaufrufs, ähnlich reibungslos laufen. Es ist die mittlerweile sechste Streikwelle der Lufthansa-Piloten in diesem Jahr, alle Streiktage zusammen haben das Unternehmen bereits 70 Millionen Euro gekostet. Mit Grausen erinnert man sich vor allem an den April, als an drei Tagen 3800 Flüge ausfielen und davon 425.000 Passagiere betroffen waren.

Vordergründig geht es bei diesem Kampf um eine neue Frühpensionsregelung für die 5400 Lufthansa-Piloten. Die Fluglinie will das durchschnittliche Ausstiegsalter ihrer Pilotenschaft von derzeit 58 auf 61 Jahre erhöhen. Diese Regelung stammt noch aus fetten Jahren. Mittlerweile jedoch erlauben internationale Vorschriften, dass Piloten bis 65 Jahre fliegen.

Doch die Piloten kämpfen nicht nur für die Beibehaltung ihrer Pensionsregelung, sondern generell um ihren Stellenwert im Unternehmen. Um die Lufthansa gegen die Konkurrenz am Himmel zu halten, will ihr Chef, Carsten Spohr, immer mehr Flüge abseits der Drehkreuze (München, Frankfurt) zur viel günstigeren Lufthansa-Tochter Germanwings verlagern.

"Jump"

Spohr plant zudem einen neuen Billigableger namens "Jump" mit zunächst acht Maschinen vom Typ Airbus 340. Zunächst gab es Überlegungen, die Lufthansa-Crew in diesen Flugzeugen ihren Dienst tun zu lassen - allerdings für weniger Geld.

Doch nun wird erwogen, die Flugzeuge an die Schweizer Fluggesellschaft PrivatAir zu verleihen und dann mitsamt dem günstigeren Personal zurückzumieten. Da "Jump" auch Langstrecke fliegen soll (Mauritius, Las Vegas) kämen dabei erstmals keine Lufthansa-Piloten mehr zum Einsatz. Das wäre ein Bruch mit der Lufthansa-Tradition. Die Pilotengewerkschaft Cockpit räumt zwar ein, dass dies nicht gegen Tarifverträge verstoße, bedauert aber, dass man Lufthansa-Kunden damit in die Irre führe. (bau, DER STANDARD, 9.10.2014)