Details über die AUA-Einigung sind noch im Nebel.

Foto: Robert Newald

Hart seien sie gewesen, kräfteraubend, nervenzerrend und mitunter auch ziemlich laut. So charakterisierte ein Verhandlungsteilnehmer im Gespräch mit dem STANDARD die Atmosphäre der letzten Tage und Wochen, die bei den Verhandlungen um einen neuen Konzern-Kollektivvertrag (KV) für die AUA vorgeherrscht habe. In der Nacht auf Dienstag konnte in der AUA-Zentrale im Office Park 2 am Flughafen Schwechat, wo der überwiegende Teil der Verhandlungen stattfand, dann doch noch auf ein Ergebnis angestoßen werden.

Geeinigt hat man sich vorderhand zwar nur auf Eckpunkte. Die sollen aber in den nächsten Tagen und Wochen im Detail ausformuliert in einen unterschriftsreifen Kollektivvertrag münden. In Kraft treten soll dieser mit kommendem 1. Dezember. Er wird die neuen Gehälter, Pensionen, Arbeitszeiten sowie Karriereentwicklung und Produktivität der rund 900 Piloten und 2300 Flugbegleiter regeln.

"Mit der nun erzielten Einigung liegen wir bei den Personalkosten unterm Strich noch immer über dem Niveau von Niki, unserem unmittelbaren Konkurrenten in Wien; im Rahmen des Lufthansa-Konzernverbunds sind wir jetzt aber sehr gut aufgestellt", sagte AUA-Chef Jaan Albrecht in einer Telefonkonferenz am Mittwoch, ohne genauere Zahlen zu nennen. "Wir wollen zuerst den Kollektivvertrag formulieren und die Ergebnisse dann den Mitarbeitern präsentieren." Jedenfalls sei für die AUA nun der Weg frei, sich wieder verstärkt um die Kunden zu kümmern, nachdem man zwei Jahre hauptsächlich mit sich selbst beschäftigt gewesen sei.

Erneuerte Flugzeugflotte

Dazu zählten Investitionen von bis zu einer Milliarde Euro. Damit soll das Angebot auf der Mittel- und später auch auf der Langstrecke verbessert werden. Die Kosten müsse die AUA selbst tragen. Nach Herstellung von Rechtssicherheit könne man nun aber auf günstige Finanzierungsmöglichkeiten im Lufthansa-Verbund zurückgreifen.

Rechtssicherheit heißt, dass die anhängigen Klagen von Belegschaft und Gewerkschaft Zug um Zug zurückgenommen werden. Wie berichtet hat Albrecht im Mai 2012 den Alt-KV gekündigt und das fliegende Personal in den (schlechteren) Tyrolean-KV gezwungen. Erst heuer im September hat der Generalanwalt des Europäischen Gerichtshofs in Luxemburg entschieden, dass der Alt-KV nachwirkt, bis ein neuer KV unterschrieben ist. Zudem haben noch rund 600 AUA-Beschäftigte eine Individualklage gegen das Unternehmen laufen. Beobachter gehen davon aus, dass im Lichte der erzielten Einigung die Klagen zurückgezogen werden.

Übergang auf Austrian

Teil der Einigung ist auch, dass der gesamte Flugbetrieb mit 1. März 2015 von Tyrolean auf Austrian übergeht. Was mit der Rest-Tyrolean passiert, die neben dem Technikstandort Innsbruck noch die Bundesländerorganisation umfasst, ist noch nicht entschieden. Am wahrscheinlichsten ist eine Fusion mit Austrian. Eine Liquidation der Gesellschaft schloss das AUA-Management aus.

Tyrolean-Geschäftsführer Klaus Froese, der statt Albrecht die Verhandlungen mit der Gewerkschaft geführt hat, sprach von "einer Lösung, bei der am Ende beide Seiten mit den Zähnen knirschen". Letztlich aber sei allen Beteiligten inklusive Lufthansa ein Stein vom Herzen gefallen.

"Kein Thema"

Im Vorfeld war heftig über Alternativszenarien im Falle eines Scheiterns der Verhandlungen spekuliert worden. Alle liefen auf eine Verkleinerung der AUA mit deutlich weniger Flugzeugen, weniger Personal und Wegfall der Langstrecke hinaus. Auch die Umwandlung in einen Billigflieger samt Änderungskündigungen war diskutiert worden. Dies sei beim Sonderaufsichtsrat am Dienstag in Frankfurt "absolut kein Thema mehr gewesen", sagte Albrecht.

Viel Rechenarbeit kommt noch auf die Lohnbuchhaltung der AUA zu. Neben der regulären Abfertigung, die bei einem erzwungenen Betriebswechsel fällig wird, wurde auch eine Sonderabfertigung vereinbart. Damit sollen langjährigen Mitarbeitern die im neuen KV schlechteren Pensionskonditionen teilweise abgegolten werden. (Günther Strobl, DER STANDARD, 9.10.2014)