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Blick vom Westen auf die von der IS-Miliz belagerte Stadt Kobanê.

Foto: AP Photo/Lefteris Pitarakis

Ankara - Die radikale IS-Miliz ist nach kurdischen Angaben in zwei Bezirke der syrischen Stadt Kobanê an der Grenze zur Türkei eingerückt. Die Islamisten seien in der Nacht zum Donnerstag mit schweren Waffen, darunter Panzer, in den Ort eingedrungen, sagte der hochrangige kurdische Politiker Asya Abdullah der Nachrichtenagentur Reuters.

Die Gefechte seien sehr heftig. Womöglich seien Zivilisten getötet worden. Ein weiterer kurdischer Politiker sagte, trotz anhaltender Luftangriffe der von den USA geführten Anti-IS-Koalition sei es den Islamisten gelungen, einige Gebäude am östlichen Rand der Stadt zu besetzen.

Luftangriffe

Die US-Streitkräfte hatten zuvor mehrere Luftangriffe auf IS-Stellungen nahe Kobanê bestätigt. Bei den sechs Angriffen seien am Dienstag und Mittwoch unter anderem ein Transportpanzer und Artilleriegeschütze der Extremistenmiliz zerstört worden, teilte die Armee mit. Ingesamt gab es demnach in Syrien innerhalb von zwei Tagen neun Luftschläge, an denen sich auch die Vereinigten Arabischen Emirate beteiligten.

Zudem habe man zusammen mit Großbritannien und den Niederlanden IS-Ziele im Irak angegriffen. Kurdische Milizen versuchen seit Wochen, Kobane gegen Kämpfer des "Islamischen Staates" zu verteidigen. Am Mittwoch erklärten sie, dank der US-Angriffe seien die radikalen Islamisten an den Stadtrand zurückgedrängt worden.

Laut kurdischen Medien wurden bei dem Angriff auf IS-Stellungen auch Waffendepots zerstört. Im Südwesten der Stadt hätten die Jihadisten hingegen einige Gebäude übernommen.

Berichte über Rückzug

Nach kurdischen Angaben haben die US-Luftangriff die IS-Kämpfer an den Stadtrand zurückgedrängt. "Sie sind nun vor den Toren der Stadt Kobanê", sagte der hochrangige Kurdenvertreter Idris Nassan am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters. Der Beschuss und das Bombardement seien sehr wirkungsvoll gewesen und hätten die IS-Kämpfer dazu veranlasst, viele Positionen zu räumen. "Das ist ihr größter Rückzug, seit sie in die Stadt eingedrungen sind", sagte Nassan. "Wir können davon ausgehen, dass das der Beginn ihres Rückzugs aus der Region ist."

Erst am Montag hatten IS-Kämpfer ihre schwarze Fahne am östlichen Rand der seit drei Wochen heftig umkämpften Stadt gehisst. Seither haben die USA und ihre arabischen Verbündeten ihre Luftangriffe auf Stellungen der Extremisten verdoppelt. Militärexperten sind allerdings überzeugt, dass die Miliz, die weite Teile Syriens und des Irak unter ihre Kontrolle gebracht hat, mit Luftangriffen allein nicht zu besiegen ist.

Kurden fordern Waffen

Die syrischen Kurden haben die internationale Gemeinschaft eindringlich um schwere Waffen zur Verteidigung von Kobanê gebeten. "Jeder sagt: 'Wir stehen euch bei'", sagte der Co-Präsident der syrischen Kurdenpartei PYD, Salih Muslim, der türkischen Zeitung "Hürriyet Daily News". Kein Land unternehme dafür aber konkrete Schritte. "Wir wollen panzerbrechende Waffen."

Muslim forderte von der Türkei einen Korridor für Kämpfer der Volksschutzeinheiten (YPG), die in Enklaven östlich und westlich von Kobanê einsatzbereit seien. "Unsere bewaffneten Kämpfer in Afrin und Cizre warten darauf, sich den Kämpfern in Kobanê anzuschließen. Aber wir müssen türkisches Territorium nutzen, um diese Kämpfer nach Kobanê zu bringen."

Muslim sagte, bei einem Treffen mit Vertretern der türkischen Regierung hätten diese ihm unter anderem eine Passage der Kämpfer über die Türkei in Aussicht gestellt. Bisher sei aber nichts geschehen. Die Regierungsvertreter hätten ihm Beistand zugesagt und versichert, die Türkei sehe die IS als Terrororganisation.

Schweiz verbietet IS

Die Schweizer Regierung hat entschieden, die IS zu verbieten. Sie verabschiedete am Mittwoch eine Verordnung, die am Donnerstag in Kraft tritt und auf sechs Monate befristet ist. Die Gruppierung "Islamischer Staat" begehe massive Verletzungen der Menschenrechte, schrieb das Schweizer Verteidigungsministerium in einer Mitteilung. (APA, 8.10.2014)