Amano: Umgänglicher Musterschüler mit Mission

Seine Arbeit umschrieb Hiroshi Amano einmal als "Mission", die Lebensqualität der Menschen mit nachhaltiger, umweltfreundlicher Technik deutlich zu erhöhen. Diesem hohen Anspruch ist der Japaner mit seiner Forschung gerecht geworden: Heute nutzen die meisten Menschen wie selbstverständlich Geräte mit einer Technik, die Amano maßgeblich mitentwickelte - etwa Taschenlampen oder Smartphones.

Der 1960 in Hamamatsu geborene Forscher trat im Studium bereits vor dem Diplom der Gruppe um Professor Isamu Akasaki bei. Amano sei dessen Musterschüler gewesen, sagt Henning Riechert, Professor für Festkörperelektronik an der Humboldt-Universität Berlin. Unermüdlich forschte Amano an Halbleitern für Dioden, die blaues Licht emittieren. An der Universität Nagoya wirkte er an mehr als 390 wissenschaftlichen Arbeiten mit und lieferte Beiträge zu 17 Büchern.

"Amano ist ein sehr umgänglicher Typ", sagt Professor Andreas Hangleiter vom Institut für Angewandte Physik an der Technischen Universität Braunschweig. Als "sehr weltoffenen, dynamischen Wissenschafter", der keine Allüren habe und sich sehr um die Ausbildung junger Menschen bemühe, beschreibt ihn Professor Oliver Ambacher, Leiter des Fraunhofer-Instituts für Angewandte Festkörperphysik (IAF) in Freiburg.

Eine Nachricht Amanos an einen Prüfkandidaten lautete: "Eine Zukunftsvision und eine Aufgabe in Ihrem Leben sind wie ein GPS und ein Kompass auf einem Schiff, die notwendig sind, um Ihre Ziele zu erreichen. Wenn Ihnen noch ein Traum oder eine Aufgabe für Ihr Leben fehlt, helfen wir Ihnen gerne, Ihren eigenen Traum zu finden".

Akasaki: "Ich war besessen"

Als Forscher beim japanischen Elektronikkonzern Matsushita Electric Industrial (heute Panasonic) musste sich Isamu Akasaki von einem Vorgesetzten sagen lassen, seine Forschung sei sinnlos und er solle sich lieber mit etwas anderem beschäftigen. Doch der heute 85-jährige Wissenschafter, der heuer als einer von drei Forschern den Physik-Nobelpreis erhält, zeigte Beharrlichkeit.

Akasaki setzte seine 1964 begonnene Arbeit am Matsushita Research Institute fort und kündigte erst 1981, nachdem alle Mitarbeiter, die unter ihm geforscht hatten, woanders eine Stelle bekommen hatten. Er kehrte als Professor an die Universität Nagoya zurück, an der er im Jahr 1964 auf dem Gebiet der Elektronik promoviert hatte.

Auch dort forschte der in der südjapanischen Stadt Kagoshima geborene Forscher zunächst allein an der Entwicklung von blauen LEDs. "Schon als Student war ich jemand, der sich extra mit einer schwierigen Aufgabe beschäftigt. Ich nahm gerne Herausforderungen an, und das blaue Licht, das niemand schaffen kann, war das echte Ziel für mich. Ich war besessen", zitierte die Zeitung "Nihon Sangyo Shimbun" den Forscher.

So vertieft war er in seine Forschung, dass es für ihn völlig normal war, in seinem Labor zu übernachten. "Meine Frau schüttelte nur den Kopf." Seit 1992 ist Akasaki Professor an der Univerität Meijo sowie Professor emeritus der Universität Nagoya. Heute sagt er: "Ich dachte nicht, dass die Technik so schnell umgesetzt werden und damit für die Gesellschaft von Nutzen werden kann. Ich freue mich, dass ich so lange gelebt habe (um das zu erleben)." Die Krönung ist nun der Nobelpreis für Physik.

Allein seines Alters wegen und der japanischen Tradition folgend sei Akasaki immer der Grandseigneur des Forschertrios gewesen, der auch Respekt eingefordert habe, sagt Prof. Andreas Hangleiter vom Institut für Angewandte Physik an der Technischen Universität Braunschweig.

Nakamura: Bekam Millionen für seine Erfindung

Professor Shuji Nakamura könnte einer der reichsten Wissenschafter der Welt sein. 20 Mrd. Yen, etwa 150 Mio Euro, sprach ihm vor zehn Jahren ein japanisches Gericht in einem Prozess gegen seinen früheren Arbeitgeber Nichia zu. Letztlich einigten sich beide Seiten auf mehr als 6 Mio. Euro. Auch diese Summe zeigt, wie wertvoll Nakamuras Forschung ist. Tatsächlich ist jeder ständig von ihr umgeben.

"Es ist ein seltenes Ereignis, dass ein einzelner Mensch so ein wahnsinnig großen wirtschaftlichen und technologischen Erfolg erzielt hat", sagt Henning Riechert, Professor für Festkörperelektronik an der Humboldt-Universität in Berlin. Nakamura sei ein Praktiker, der Forschungsergebnisse in Produkte umgesetzt habe.

Nakamura wurde 1954 in der Kleinstadt Ikata im Süden Japans geboren. Er forschte schon früh an Leuchtdioden und ist für gleich mehrere Meilensteine bei der Entwicklung dieser Lichtquellen verantwortlich. "Nakamura ist ein ungewöhnlicher Mensch. Er hat einfach alle Schwierigkeiten, die auftraten, geschickt umgangen", sagt Riechert. Er habe nicht gesagt "Ich muss das jetzt wissenschaftlich verstehen", sondern habe sich überlegt, wie man das jeweilige Problem umgehen kann.

Die Universität Tokushima verließ Nakamura 1977 nicht als Doktor, sondern als Elektroingenieur. Seinen Magister machte er erst zwei Jahre später, da war er schon Angestellter des Chemie- und Technikkonzerns Nichia. Bis 1999 verhalf er Nichia zu mehreren Durchbrüchen in der LED-Technologie, dann wechselte er an die University of California in Santa Barbara.

Inzwischen hat er nach Angaben des Nobelpreis-Komitees die US-Staatsbürgerschaft. "Beleuchtung beeinflusst die Art und Weise, wie wir die Welt betrachten", sagte er einmal. "Und gute Beleuchtung kann alles buchstäblich in einem anderen Licht erscheinen lassen." (APA/red, derStandard.at, 07.10.2014)