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Was wird im Fernsehen oft gefaselt (Wichtigtuer in Diskussionsrunden) und um den heißen Brei herumgeredet (Politiker). Mit wie vielen Floskeln werden wir Gebührenzahler immer wieder abgespeist (Politiker), und vor allem: Wie sehr lässt das Zeitmanagement bei manchen Antwortgebenden zu wünschen übrig (Wichtigtuer in Diskussionsrunden). Wer da nicht die Armlehne des Fernsehfauteuils aufkratzt, dem sind starke Nerven eigen. Zum Glück - und nicht nur für den Stoffbezug - gibt es auch viele gute Gegenbeispiele.

Letzter Anlass für eine Sitzpolsterverschonung war die Politologin und ehemalige Syrien-Korrespondentin Kristin Helberg. Die deutsche Journalistin war bei Armin Wolf in der ZiB 2 zu Gast, um die Lage der von der Terrormiliz IS umkämpften nordsyrischen Stadt Kobanê einzuschätzen.

Schon nach wenigen Sekunden dieses insgesamt nur vier Minuten und einundzwanzig Sekunden dauernden Fernsehinterviews bildeten Helberg und Wolf ein Dreamteam. Auf die richtigen Fragen folgten rasche, klare und aus erkennbar profundem Wissen geborene Antworten. Balsam auf unseren Fernsehohren war das.

Die Sätze (bezüglich des kurdischen und türkischen Standpunkts oder der "Mängel" bei den amerikanischen Luftschlägen) waren vielleicht nicht kurz und auch mit einer deutschen Akkuratesse und Hurtigkeit gesprochen, die manchem Österreicher sich im nämlichen Fernsehfauteuil neu aufzurichten empfahl. Sie waren aber vor allem schlüssig und informativ.

Am Ende drängte sich gar die Schlussfolgerung auf: Es wäre durchaus ratsam, wenn sich US-amerikanische Militärstrategen einmal bei Frau Helberg melden würden. (Margarete Affenzeller, DER STANDARD, 08.10.2014)