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Der britische Musiker Kele ist als Frontman der Band Bloc Party und als Solokünstler unterwegs.

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Berlin - Manchmal kostet es besonders viel Anstrengung, etwas Schlichtes zu erschaffen. Der englische Musiker Kele hat rund zwei Jahre lang an seinem neuen Album gearbeitet - länger als an jedem anderen zuvor. Herausgekommen ist Musik, die auf das Wesentliche reduziert ist.

"Alles ist vorstellbar", sagt er. "Manchmal geht es darum, die beste Vorgehensweise zu finden, wenn man unendliche Möglichkeiten hat." Kele hat diese unbegrenzten Optionen wegen des Erfolgs seiner Indie-Rock Band Bloc Party. Der hat ihm die Freiheit beschert, zu machen, was er will. Die zweite längere Auszeit der Band hat er nun genutzt, um seine zweite Soloplatte aufzunehmen. Sie heißt "Trick" und erscheint an diesem Freitag.

House und Minimal Techno auf neuem Album "Trick"

Diesmal geht der 32-jährige Kele noch einen Schritt tiefer in die Welt der elektronischen Musik als auf dem Vorgänger, "The Boxer". Gab es dort noch innerhalb des Elektro-Gerüsts stilistische Vielfalt, finden sich auf "Trick" praktisch nur noch House und Minimal Techno. Und das, nachdem Bloc Party zuletzt für das Album "Four" Synthesizer und Drumcomputer beiseitegelegt hatte und zu den Post-Punk- und New-Wave-Wurzeln zurückgekehrt war.

Mit einer fast durchweg sehr hohen Stimme singt Kele über der minimalistischen, entspannten Klangkulisse vor allem von Beziehungen, genauer: deren Anfang und Ende. In Songs wie "Coasting" geht es um die unbeschwerten ersten Momente einer neuen Beziehung. Andere Tracks wie "Closer" hingegen erzählen von entzogener Liebe. "Ich weiß nicht, warum ich darüber geschrieben habe. Ich bin selber nicht in einer dieser Situationen", sagt Kele. "Es schien aber eine gute Zeit zu sein, um über Liebe zu schreiben. Das hatte ich noch nie gemacht."

Die spirituelle Dimension der Musik

Von dem nicht minder monumentalen Thema Glaube handelt der Song "Doubt". Eine Materie, die Kele umtreibt. "Ich bin sehr religiös erzogen worden, habe das aber schon früh größtenteils abgelehnt", erzählt der Sohn nigerianischer Einwanderer. Zuletzt habe er sich der Spiritualität aber mehr geöffnet. "Ich sehe nun, dass die Leidenschaft meiner Eltern für die Religion ähnlich ist wie meine Leidenschaft für die Musik. Diese Offenbarung finde ich sehr erhellend: dass wir doch nicht so unterschiedlich sind."

Mit dieser Einsicht hat Kele nicht nur mehr Verständnis für seine Eltern gewonnen, sondern auch die spirituelle Dimension der Musik entdeckt. "Wenn ich in einen guten Club gehe, sehe ich jetzt, dass die Leute um mich herum eine religiöse Erfahrung machen", so Kele, der als Solokünstler ohne seinen Nachnamen Okereke auskommt. "Sie halten Zwiesprache mit etwas, das größer ist als sie."

Ob Kele sein Publikum in einen solchen Zustand versetzen kann, wird sich auf seiner zweimonatigen Europa-Tournee bis Ende November zeigen - in jedem Land außer England gibt es allerdings nur eine Gelegenheit, ihn zu sehen. Auch seine Live-Auftritte will er auf das Wesentliche reduzieren. "Ich war in diesem Jahr zum ersten Mal seit ungefähr zehn Jahren im Sommer zu Hause", erzählt Kele. "Es war ein schöner Sommer in London, und ich habe mir gedacht, dass ich nicht mehr so viel reisen sollte." (APA/dpa, 7.10.2014)