Preisträgerin Corinna Milborn (Mitte) mit den Vorstandsfrauen des Frauennetzwerks Medien, Karin Strobl (links) und Elisabeth Pechmann.

Foto: Frauennetzwerk Medien / Katharina Schriffl

Wien - Der diesjährige Wiener Journalistinnen-Preis des Frauennetzwerks Medien wurde am Montagabend an Corinna Milborn, Infochefin und Moderatorin (Pro & Contra) bei der Privat-TV-Sendergruppe ProSiebenSat.1.Puls 4, verliehen. "Im besten Sinn multimedial" besteche Corinna Milborn durch ihre große publizistische Vielseitigkeit, verbunden mit einer unmissverständlichen Haltung gegenüber Menschenrechts- und Globalisierungsfragen, lautete die Begründung der Jury des Frauennetzwerks Medien.

Hoher Professionalität, umfassende Sachkenntnis

"Ob als Journalistin und Chefredakteurin in Print und Fernsehen, mehrfach preisgekrönte Buch- und Filmautorin, Diskussionsleiterin und Moderatorin, TV-Managerin oder 'Twitterkönigin' mit über 20.000 Followern, eines macht sie, unabhängig von der medialen Umgebung, klar aus: Corinna Milborn ist immer leidenschaftlich in der Sache und bleibt immer verbindlich im Ton", so die Präsidentin des Frauennetzwerks Medien, Karin Strobl. "Corinna Milborn bewegt sich mit hoher Professionalität und umfassender Sachkenntnis, großem Einfühlungsvermögen und ausgeprägtem sozialem Gewissen auf allen Ebenen", heißt es in der Jurybegründung weiter.

"Feministin zu sein ist auch kein Fehler"

Corinna Milborn betonte in ihrer Dankesrede vor allem die Umstände für Journalistinnen, die auch heute noch andere seien wie für ihre Kollegen. Vor allem in den Chefetagen sei man von Gleichberechtigung in der Branche noch weit entfernt: "Frauen in Machtzirkeln sind immer noch ein Fremdkörper", so Milborn von ihren Erfahrungen als stellvertretende Chefredakteurin bei "News". Die "andauernden kleinen sexistischen Herabwürdigungen" im Berufsleben von Journalistinnen seien noch immer ein Tabu: "Ich spreche gar nicht von handfesten Belästigungen, sondern von den Kleinigkeiten: Politiker, die sich am Tisch ausmachen, wer die Kellnerin bekommt. Abend-Firmen-Events, die im Bordell enden. Die 'Herrenwitze' in Redaktionskonferenzen."

Als weiteres Tabuthema nannte Milborn in ihrer Dankesrede die Familie. "Dass Kinder und Beruf vereinbar sind und die meisten von uns beides haben, ist in den Köpfen vieler Chefs noch nicht angelangt."

Preisgeld für Frauenprojekte

Die Preisträgerin schloss ihre Rede mit der Kritik, dass "unter dem düsteren Gerede von der sterbenden Branche und dem Medienwandel junge Kolleginnen derzeit vorauseilender Gehorsam, Gefügsamkeit, ein dauerndes Schielen auf Anzeigekunden und absoluter Einsatz bis zur Selbstverleugnung abverlangt" wird. Ihr Rat an junge Kolleginnen: "Arbeitet hart. Seid mutig. Bleibt unbeugsam und immer kritisch. Und wie man an mir sieht – Feministin zu sein ist auch kein Fehler."

Milborn spendet einen Teil des Preisgeldes dem Radioprojekt "Hello Ladies" in Äthiopien, das von Äthiopiens einziger Rapperin DJ Lee betrieben wird. Ein weiterer Teil des Preisgeldes wird an ein Frauenzentrum in Rojava in Nordsyrien gehen, das von der Organisation "Leeza – Liga für Emanzipatorische Entwicklungszusammenarbeit" unterstützt wird. Das Zentrum ist eine wichtige Anlaufstelle für Frauen, die vor dem Bürgerkrieg und den IS-Terroristen fliehen.

"Frauen vor den Vorhang"

Der Wiener Journalistinnen-Preis 2014 wurde am Montag im Rahmen eines Festakts im Wiener Rathaus verliehen. Laudatorin für Corinna Milborn war Anneliese Rohrer. Der mit 5.000 Euro dotierte Wiener Journalistinnen-Preis wurde erstmals 2011 unter der Schirmherrschaft von Vizebürgermeisterin Renate Brauner, Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou und Stadträtin Sandra Frauenberger verliehen.

Die bisherigen Preisträgerinnen sind "Profil"-Redakteurin Ulla Schmid, "Kurier"-Wirtschaftsredakteurin Andrea Hodoschek und die ORF-Hörfunkjournalistin Petra Pichler. Unter dem Motto "Frauen vor den Vorhang" ist es das Ziel der Initiative, die oft herausragenden, aber im Vergleich zu männlichen Kollegen oftmals weniger beachteten Leistungen von Journalistinnen deutlich sichtbar zu machen, erklärt die Frauennetzwerk-Medien-Präsidentin Strobl in einer Aussendung des Netzwerks. (red, dieStandard.at, 7.10.2014)