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Unter starken Schutzvorkehrungen wurde der Geistliche nach Spanien gebracht. Eine Krankenschwester dürfte sich trotzdem infiziert haben.

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Madrid/Freetown/Conakry - Die Mitarbeiterin einer Madrider Klinik, in der zuvor zwei Patienten an Ebola gestorben sind, hat sich mit dem hoch ansteckenden Virus infiziert. Wie die Gesundheitsbehörden der Region Madrid am Montagabend mitteilten, fielen zwei Tests bei der Krankenpflegerin positiv aus. Erstmals steckte sich demnach ein Mensch außerhalb von Afrika mit dem Virus an.

Die Frau arbeitete in der Klinik Carlos III., in der im August und September zwei spanische Missionare nach ihrer Rückkehr aus Westafrika an Ebola gestorben waren. Die spanische Direktorin für öffentliche Gesundheit, Mercedes Vinuesa, sagte auf einer eilig einberufenen Pressekonferenz, die Frau habe die beiden Missionare gepflegt. Gesundheitsministerin Ana Mato sagte, derzeit werde geprüft, ob während der Behandlung der beiden Priester sämtliche Vorschriften eingehalten wurden.

Isolierstation

Den Angaben zufolge befand sich die Hilfskrankenschwester am Montag auf der Isolierstation eines nicht spezialisierten Krankenhauses in einem südlichen Vorort von Madrid.

Der Priester Miguel Pajares hatte sich in Liberia infiziert. Der 75-Jährige wurde auf der Isolierstation in Madrid mit dem experimentellen Serum ZMapp behandelt, starb jedoch am 12. August. Auch der aus Sierra Leone nach Spanien ausgeflogene Manuel García Viejo überlebte die Krankheit nicht. Der 69-jährige Missionar starb am 25. September in der Klinik.

EU verlangt Aufarbeitung

Am Dienstag verlangte die EU, das spanische Gesundheitssystem auf mögliche Schwachstellen beim Umgang mit der Krankheit zu überprüfen. Brüssel hab Spaniens Gesundheitsminister am Montag aufgefordert, für "Aufklärung" des ersten Ansteckungsfalls in Europa zu sorgen, sagte ein Kommissionssprecher am Dienstag.

Es sei "offensichtlich, dass es irgendwo ein Problem gibt." Der Sprecher verwies darauf, dass alle EU-Staaten wegen der Ebola-Epidemie zur Einführung verlässlicher und abgestimmter Verfahren aufgefordert waren, um eine Ausbreitung des Virus in Europa zu verhindern.

Mehrere infizierte US-Bürger

Ein US-Kameramann, der sich in Liberia mit dem Ebola-Virus infizierte, traf unterdessen zur Behandlung in seiner Heimat ein. Das Spezialflugzeug mit dem 33-jährigen Freiberufler an Bord landete am Montag im Bundesstaat Nebraska, wie US-Medien berichteten. Der Mann, der zuletzt vor allem für den US-Fernsehsender NBC tätig war, hatte am vergangenen Mittwoch erste Symptome gezeigt.

Der Kameramann ist der vierte US-Bürger, der sich in Liberia mit Ebola infizierte. Bei den anderen Patienten handelte es sich um humanitäre Helfer, die in medizinischen Einrichtungen arbeiteten. Ein weiterer US-Bürger steckte sich in Sierra Leone mit dem Virus an.

Erstmals war in der vergangenen Woche auch bei einem Menschen in den USA selbst Ebola diagnostiziert worden. Der Liberianer Thomas Eric Duncan hatte sich in seinem Heimatland infiziert und hielt sich zu einem Familienbesuch in der texanischen Großstadt Dallas auf.

Weiteres Präparat in Testphase

Das dortige Krankenhaus Texas Health Presbyterian teilte am Montag mit, Duncan werde mit einem experimentellen Medikament namens "Brincidofovir" behandelt. Das von der US-Pharmafirma Chimerix entwickelte Präparat befinde sich derzeit in der Testphase. Bislang hat noch kein Medikament gegen Ebola eine offizielle Zulassung erhalten. Duncan schwebte nach Angaben des Krankenhauses am Montag weiter in Lebensgefahr. Sein Zustand sei aber stabil.

Eine norwegische Mitarbeiterin von Ärzte ohne Grenzen (MSF) infizierte sich nach Angaben der Organisation in Sierra Leone und sollte in der Nacht zu Dienstag ausgeflogen werden. Die Isolierstation der Universitätsklinik Oslo war auf ihre Aufnahme vorbereitet.

Marburg-Fieber in Uganda

Eine schlimme Nachricht kam aus Afrika: In Uganda ist das eng mit Ebola verwandte Marburg-Fieber ausgebrochen. Ein Klinikmitarbeiter in dem ostafrikanischen Land erlag dem Virus, mehrere weitere haben sich möglicherweise infiziert. Insgesamt stünden 80 Menschen in Quarantäne unter Beobachtung, sagte die Direktorin des staatlichen Gesundheitsdienstes, Jane Aceng, am Montag der Nachrichtenagentur dpa in Kampala. Präsident Yoweri Museveni rief die Bevölkerung auf, Ruhe zu bewahren. Notfallteams wurden zusammengestellt.

Bisherige Ausbrüche in Uganda konnten relativ rasch eingedämmt werden. Bei dem Marburg-Opfer handelte es sich um ein 30-jährigen Röntgenassistenten eines christlichen Missionskrankenhauses in der Hauptstadt Kampala. Er sei bereits am 28. September gestorben, so die Behörden. Infektionen mit dem Virus sind zwar selten, verlaufen aber nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sehr oft tödlich. Das Virus verursacht Blutungen aus Körperöffnungen und in den inneren Organen.

Ebola-Opferzahlen steigen weiter

In den drei am härtesten von Ebola betroffenen Ländern Liberia, Guinea und Sierra Leone fallen trotz verbesserter Hilfsmaßnahmen immer noch täglich Menschen Ebola zum Opfer. Allein in Sierra Leone stieg die Zahl der Toten nach Angaben des Gesundheitsministeriums bis zum 5. Oktober auf 678 - das sind 103 Todesfälle mehr, als das Land bis zum 1. Oktober der WHO gemeldet hatte. Insgesamt sind bei der WHO inzwischen mehr als 3.400 Tote in den drei Ländern erfasst, mit über 2.000 die weitaus meisten davon in Liberia. (APA, 6./7.10.2014)