Die Eigentümerfamilien hinter Österreichs großen Zeitungs- und Magazinverlagen.

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Krone-Gründer Hans Dichand.

Foto: APA/Jäger

Für zwei junge Buben und ein kleines Mädchen* war schon Jahrzehnte vor ihrer Geburt vorgesorgt. Die "Krone" machte 1987 gewaltige Gewinne, und die deutsche Funke-Gruppe wollte unbedingt bei Österreichs Reichweitenriesen einsteigen. Da unterschrieben die Geschäftsführer Günther Grotkamp und Erich Schumann mit den Kaufverträgen schöne Vorrechte für "Krone"-Gründer Hans Dichand und die Seinen – und seine Kinder*. Und damit wirtschaftlich wohl auch noch für die drei Kinder von Dichands Sohn Christoph und Schwiegertochter Eva Dichand.

Syndikatsverträge mit der Funke-Gruppe sehen etwa vor, dass die österreichischen Hälfteeigentümer stets das Sagen in der Redaktion und ihrer Führung haben. Damit konnten die Deutschen leben – solange die Kasse stimmt.

Garantierter Gewinn, abgestuft auf Erben

Das funktioniert wegen einer anderen Vereinbarung aus dem Krone-Deal nicht mehr so gut: Grotkamp und Schumann gestanden Dichand einen garantierten jährlichen Gewinn zu – rund zehn Millionen Euro, unabhängig vom damals prächtigen Geschäftsgang, und abgestuft weniger für seine Erben bis hin zu den Enkeln.

Inzwischen schreibt die Verlagstochter Mediaprint nur zwei (2012) bis sieben (2013) Millionen Überschuss, 30 Prozent der Gewinne bekommt Mitgesellschafter "Kurier". Da gehen sich auch acht oder neun Millionen Garantiegewinn nicht mehr aus. Für die garantiert aber, wenn die "Krone" sie nicht abwirft, laut Verträgen Mitgesellschafter Funke-Gruppe.
Sie prozessiert schon seit Jahren gegen diese Haftung für Dichands Gewinne – etwa, wie in den Verträgen vorgesehen, vor einem Schweizer Schiedsgericht.

Mediaprint

Die Syndikatsverträge verbieten den Funkes aber auch, etwa in der Mediaprint gegen die Dichands zu stimmen – Ausnahmen wie zuletzt bei Abopreisen bestätigen die Regel. Und Christoph Dichand blockiert seit Jahren viele Entscheidungen, die die Ergebnisse der Mediaprint verbessern könnten. Das sagen zumindest Menschen mit Einblick in den Gesellschafterausschuss der Mediaprint. Hinter der Blockade wurde lange vermutet, Dichand versuche den Preis für die "Krone"-Hälfte der Deutschen zu drücken und zu übernehmen, weil die durch den Garantiegewinn nichts verdienen.

Und die Familie Dichand, die Hans Dichands Nachlass erben wird, wenn man sich etwa über die gewaltige Kunstsammlung – etwa mit Gustav Klimts "Danae" – geeinigt hat, wirkt jedenfalls nicht geschlossen an der "Krone" oder gar einem Kauf der übrigen Anteile interessiert. Das (Familien-)Vermögen des schon 2010 verstorbenen Dichand schätzte der "Trend" zuletzt auf 800 Millionen Euro.

Nun hat die Funke-Gruppe gehandelt: "Wir haben die Syndikatsverträge in der Tat gekündigt", bestätigt ein Sprecher dem STANDARD Infos des "Handelsblatt". Demnach berufen sich die Funkes auf Kündigungsmöglichkeiten der Verträge spätestens 2017, sie versucht es mit Juni 2015.

Das "Handelsblatt" spekuliert auch über Kauf- und Verkaufsmöglichkeiten der "Krone"-Anteile. Der Funke-Sprecher erklärt: "In Kauf- oder Verkaufsverhandlungen befinden wir uns zurzeit nicht."

Vertragswerk

2017 können übrigens auch erstmals die Mediaprint-Verträge gekündigt werden – wer allerdings aussteigt, muss seine Anteile laut Verträgen zum bescheidenen Buchwert verkaufen.

"Das wird eine Streiterei", sagt ein Kenner der Beteiligten zur Funke-Offensive: "Wenn es in Ruhe nicht geht, muss es ausgefochten werden", Dichand blockiere die Mediaprint. Die Dichands werden gegen die Kündigung rechtlich vorgehen, bestätigt ein anderer. Für Gesellschafterstreit – siehe oben – sehen die Verträge ein Schiedsgericht nach Schweizer Recht vor.

Um welche Vorrechte der Dichands es den Funkes nun konkret geht, will der Sprecher nicht sagen. Der Vorabgewinn jedenfalls macht "Krone"-Anteile der Funkes praktisch unverkäuflich – die Dichands haben einerseits ein Vorkaufsrecht, und selbst wenn sie es nicht wahrnehmen, würden sie wohl nicht freiwillig auf die Gewinngarantie verzichten. Und die liefe laut den Verträgen noch viele Jahrzehnte.

Die zwei Söhne und die Tochter* von Christoph und Eva Dichand brauchen sich freilich auch nicht sorgen, wenn die Funke-Gruppe mit ihrer Kündigung durchkommt. Ihre Mutter Eva Dichand, die Frau des "Krone"-Erben hat eine Stiftung, der 74 Prozent an Wiens inzwischen größter Zeitung "Heute" gehören. Begünstigte: Eva und ihre drei Kinder. (fid, DER STANDARD, 7.10.2014)