Rom - Nach dem Eklat um die kollektive Kündigung der 182 Orchester- und Chormitglieder des römischen Opernhauses stehen den italienischen Theatern harte Zeiten bevor. Die schwer verschuldeten Opernhäuser sollen ab dem kommenden Jahr einer strengen Bewertung unterzogen werden.
392 Millionen Euro beträgt die Verschuldung der 13 Opernhäuser in Italien. 190 Millionen Euro betrug im vergangenen Jahr der staatliche Beitrag für die Stiftungen, die die Theater verwalten. Das Problem sind die hohen Personalkosten und die geringe Produktivität der Opernhäuser. Die Personalausgaben der Mailänder Scala betragen jährlich 65,9 Millionen Euro, die der römischen Oper 39,5 Millionen Euro. Der Durchschnitt der Aufführungen in den italienischen Opernhäusern liegt bei 72,9 pro Jahr.
Ab dem kommenden Jahr ändern sich die Kriterien, nach denen der Staat den Theatern die öffentlichen Finanzierungen gewährt. Bisher wurden 60 Prozent des Betrags im Verhältnis zu den Personalkosten der Theater vergeben. Jetzt will die Regierung Renzi die Produktivität fördern. 50 Prozent des staatlichen Beitrags sollen aufgrund der Zahl der Aufführungen des Opernhauses im Vorjahr verteilt werden. 25 Prozent sollen an Theater vergeben werden, die Sponsoren auftreiben. Die restlichen 25 Prozent sollen aufgrund der künstlerischen Qualität des Opernhauses ausgezahlt werden, die von einer Kommission des Kulturministeriums bewertet wird.
Privatsponsoren
Im Aufsichtsrat der Opernhäuser werden Privatsponsoren sitzen können, wenn sie mindestens einen Betrag zahlen, der fünf Prozent der staatlichen Finanzierungen entspricht. Der Theaterintendant erhält mehr Kompetenzen und rückt zu einer Art von Geschäftsführer des Opernhauses auf. Er wird zwar vom Aufsichtsrat vorgeschlagen, die Ernennung steht jedoch dem Kulturminister zu.
Kulturminister Dario Franceschini hatte am Sonntag mehr Flexibilität bei den Arbeitsverhältnissen der Künstler in Italiens Theatern angekündigt. Neuangestellte Orchestermitglieder sollen künftig lediglich befristet angestellt werden. "Ich hoffe, dass in Zukunft Orchester- und Chormitglieder mit befristeten Verträgen angestellt werden. Damit könnte man jungen Künstlern neuen Raum schaffen", so Franceschini im Interview mit der römischen Tageszeitung "La Repubblica". Modernere Arbeitsverhältnisse seien in den italienischen Opernhäusern dringend notwendig.
Die Opernhäuser würden 47 Prozent des gesamten Kulturbudgets verschlingen. Man müsse sie zwar unterstützen, dabei jedoch auf mehr Produktivität und Qualität achten. Franceschini wird zurzeit mit starken Kürzungen im Kulturhaushalt konfrontiert. Im Zeitraum 2014-2016 wird Italien lediglich 1,5 Milliarden Euro für Kultur ausgeben, das sind 0,2 Prozent des gesamten staatlichen Budgets. (APA, 6.10.2014)