Die "Cassini"-Aufnahme von 2007 zeigt nichts Ungewöhnliches. 2012 jedoch war "Magic Island" plötzlich da - um dann wieder zu verschwinden. Auf dem aktuellsten Radar-Bild vom vergangenen August zeigt sich die Erscheinung erneut, nun aber in veränderter Form.

Foto: NASA/JPL-Caltech/ASI/Cornell

Der Titan ist eine exotische Welt, und doch zählt der riesige Saturnmond in gewisser Hinsicht zu den erdähnlichsten Himmelskörpern. Erdähnlich vor allem deshalb, weil er neben unserem Heimatplaneten das einzige Objekt im Sonnensystem ist, das über einen echten Flüssigkeitskreislauf verfügt. Dieser basiert allerdings im Unterschied zu dem vergleichbaren System auf der Erde auf Methan und Ethan anstatt auf Wasser.

Die Kohlenwasserstoffe bilden auf der Oberfläche des 5.150 Kilometer großen Mondes regelrechte Seen - und einige davon benehmen sich äußerst geheimnisvoll: Bereits im Juni dieses Jahres berichteten Wissenschafter von der Cornell-Universität in Ithaca im US-Bundesstaat New York von einer mysteriösen Struktur, die in einem etwa 500 Kilometer großen See namens Ligeia Mare nahe des Nordpols von Titan unvermittelt aufgetaucht war.

Auf späteren Aufnahmen der Saturn-Sonde "Cassini" war das rund 260 Quadratkilometern große Objekt wieder verschwunden. Wissenschafter des "Cassini"-Teams gingen daher davon aus, dass man es hier mit einer vorübergehenden Erscheinung zu tun hatte.

"Magic Island" ist wieder da

Ein Irrtum, wie es scheint, denn auf aktuellen Radar- und Infrarotbildern von der Region, die während einer "Cassini"-Passage am 21. August 2014 entstanden, ist die Struktur erneut zu beobachten - allerdings sieht sie nun deutlich anders aus als zuvor. Um was es sich bei dem Phänomen handelt, kann vorerst niemand sagen. Eine Folge von Verdunstungsprozessen - so wie zuvor spekuliert worden war - dürfte die Struktur allerdings nicht sein, denn die Küstenlinien des Sees haben sich im Vergleich zu früheren Aufnahmen nicht verändert.

Die möglichen Erklärungen der Forscher reichen von aufsteigenden Blasen über Schwebstoffe bis hin zu Wellen auf der Oberfläche von Ligeia Mare. Die Wissenschafter vermuten überdies, dass das Entstehen und Verschwinden der Erscheinung etwas mit dem Jahreszeitenwechsel auf dem Titan zu tun hat. "Die Wissenschaft liebt Mysterien und mit dieser rätselhaften Struktur haben wir ein faszinierendes Beispiel für gerade ablaufende Veränderungen auf Titan vor uns", meint Stephen Wall vom Jet Propulsion Laboratory der NASA. Die NASA-Experten hoffen nun, dass zukünftige "Cassini"-Aufnahmen das Geheimnis um die "Magic Island", wie die Struktur von den Forschern getauft wurde, lüften helfen. (red, derStandard.at, 05.10.2014)