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Hongkongs Studentenidol Joshua Wong.

Foto: APA/EPA/ALEX HOFFORD

Hongkongs Studentenidol ist erst 17 Jahre alt, so jung, wie auch die am 1. Juli 1997 neu geborene chinesische Sonderregion. Hongkong kehrte damals nach 99 Jahren britischer Pacht unter die Fittiche der Volksrepublik zurück. Wenn wichtige politische Ereignisse in China passieren, nennen chinesische Staatsbürger oft den Vornamen ihrer Kinder danach. Der Studentenheld hätte so mit seinem Vornamen auch "ein Land, zwei Systeme" heißen können, nach dem Leitmotto für Pekings Wiedervereinigungspolitik. Doch seine christlich-bürgerliche Familie taufte ihn auf Joshua Wong.

Unter diesem Namen und mit seiner 2011 gegründeten Schülergruppe "Scholarism" ist der schmächtige Brillenträger mit den struppigen Haaren inzwischen weltberühmt geworden, weil er sich wirklich für "ein Land, zwei Systeme" einsetzt.

Wong, der seit Sommer Politikwissenschaft studiert, ist heute das Gesicht der studentischen Demokratiebewegung geworden, deren Massenproteste Hongkong erschüttern. Wong will keine Umwälzung; er will nur nicht, dass seine Mitbürger zu unmündigen Untertanen Pekings werden.

Proteste gegen Highspeed-Bahn

Dreimal hat der kleine David schon den Pekinger Goliath herausgefordert. Zuerst 2010 mit Schülerprotesten gegen den Bau einer neuen chinesischen Highspeed-Bahn, die ohne ausreichende Anhörung nach Hongkong verlegt wurde. Erfolgreicher waren die Proteste der Schüleraktivisten 2011 gegen das neue, umstrittene Schulfach "Patriotische Landeskunde", das Pekings Erziehungsbehörden über die willfährige Hongkonger Regierung zwangseinführen wollten. Sie brachten 120.000 Demonstranten auf die Beine. Hongkongs Regierung zog den Plan zurück.

Bei den im September begonnenen Studentenprotesten für die Einführung echter Wahlen in Hongkong ab 2017 wurde Wong zu einem der Wortführer. Dabei wurde er von der Polizei auch kurzzeitig festgenommen. Auslöser der Proteste war ein Pekinger Beschluss, der Chinas Versprechungen auf freie Wahlen wieder entwertete.

Anfangs wurde der Junge von Hongkongs prochinesischer Presse als "naiv" belächelt. Ihm wurde unterstellt, von "Extremisten, von der CIA und anderen Hintermännern farbiger Revolutionen" manipuliert zu werden. Inzwischen nehmen alle den Aktivisten ernst. Ende kommender Woche, am 13. Oktober, wird Wong 18 Jahre alt. Ab dann darf er in Hongkong wählen. (Johnny Erling, DER STANDARD, 6.10.2014)