Der Bodensee-"Tatort" am Sonntag ist zwar passabel, zwei alte Münchner Folgen am Samstag zeigen aber: Da ist noch Luft nach oben. Wie fanden Sie das "Tatort"-Angebot am Wochenende?

Nebelig, sehr nebelig ist der jüngste Bodensee-Tatort, und das schon per definitionem: Winternebel heißt er. Kommissarin Blum und Assistent Perlmann haben es mit einem Entführungsfall zu tun. Und auch sonst passiert ganz schön viel: zwei Leichen (eine davon durch Kollege Lüthi verursacht), ein alter Entführungsfall und ein neuer, bei dem die Eltern des entführten Mädchens stur eine "Unsere Tochter ist in Australien"-Komödie spielen.

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Garniert wird das Ganze mit einem grauenhaft weinerlichen Vater-Tochter-Dramolett, das sich (neben indiskutabler Gewaltanwendung) auf den nicht enden wollenden Imperativ beschränkt, der Vater möge der Tochter doch endlich sagen, dass er sie liebe.

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Auch wegen des furchtlosen, wehrhaften und so gar nicht von Papis Liebe abhängigen Entführungsopfers ist das, bei aller wirrköpfigen Überspanntheit, ein passabler "Tatort" geworden. Wer jedoch Samstag die beiden historischen Folgen aus München gesehen hat, "Münchner Kindl" (1972) und "Schicki-Micki" (1985), der weiß: Da ist noch Luft nach oben.

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Die Ermittler Veigl und Lenz gerieren sich so frei und unverkrampft, jede heutige Ermittlerfigur verfiele wahrscheinlich in Schockstarre: Sie trinken das Bier nicht in Imbissbuden, sondern am Schreibtisch. Und sagen dem Verdächtigen ins Gesicht: "Da hamma scho schlechtere Motive g' habt."

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Auch damals allerdings haderten die Kommissare schon mit den Widrigkeiten der Arbeitswelt: Weil die Geschäftsführer allerorten sparen, gibt es zwar überall mehr Arbeit, aber immer weniger Leute, die sie machen können. "Unterbesetzt" heißt das zeitlose Schlagwort. Manches war halt früher schon schlecht. (Andrea Heinz, DER STANDARD, 6.10.2014)

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