Niemand wird ernsthaft etwas gegen die anstehende Arbeitszeitbeschränkung für Spitalsärzte einzuwenden haben. Allerdings: Die Arbeit wird nicht weniger. Und dass im Gegenzug zur Entlastung des ärztlichen Personals keine Heerscharen von neuen Medizinern im Beruf beginnen werden, scheint - Stichwort unattraktiver Arztberuf - nicht nur budgetäre Gründe zu haben.

In diese Lücke stoßen jetzt die Pflegeberufe, die ob des Mehrbedarfs an hochwertiger medizinischer Arbeitskraft Aufwind für ihre seit Jahren erhobenen Forderungen verspüren. Für Ursula Frohner, Präsidentin des Österreichischen Gesundheits- und Krankenpflegeverbandes, ist "der Druck jetzt offensichtlich so groß", dass endlich auch die Pflegeausbildung bundesweit einheitlich reformiert werden soll.

Der Hintergrund: Wer derzeit im sogenannten "gehobenen Pflegedienst" tätig ist, etwa als Krankenschwester, ist trotzdem nicht davor gefeit, des nächtens, wenn kein Hilfspersonal vor Ort ist, Boden wischen zu müssen. Und weil das so ist, war das Interesse an zusätzlichen Kompetenzbereichen wie Blutabnehmen, Infusionen anhängen, EKG schreiben auch enden wollend. Tenor: Wenn es am unteren Ende des Tätigkeitsbereiches keine klare Abgrenzung gäbe, Pflegefachkräfte also auch zum Bettenmachen und Essenbringen eingesetzt würden, konzentriere man sich darüber hinaus eben auf den Pflegekernbereich.

Ressourcenverschleuderung

Rechtlich bietet das Gesundheits- und Krankenpflegegesetz seit 1997 die Möglichkeit zu "mitverantwortlichen Tätigkeiten". Damit das künftig auch in der Praxis umgesetzt wird und öffentliche Träger nicht mittels Betriebsvereinbarungen "teure Ressourcen verschleudern", wie Frohner findet, will die Gesundheitsministerin jetzt die Ausbildungsreform im Pflegebereich angehen.

Derzeit laufen die Arbeiten auf Hochtouren, "das in Gesetzesform zu gießen", heißt es aus dem Büro von Sabine Oberhauser (SPÖ); noch heuer will man einen ersten Entwurf zur Begutachtung vorlegen. Das hatte freilich Oberhausers Vorgänger im Gesundheitsministerium, Alois Stöger, bereits für Herbst versprochen. Jetzt soll es wirklich so weit sein.

Die Eckpunkte: Angestrebt wird ein dreistufiges System, dessen höchster Ausbildungsgrad künftig mit dem Baccalaureat abgeschlossen wird. Am anderen Ende gibt es den Beruf der Unterstützungskraft, der kein medizinischer Beruf sein soll, sondern Hol- und Bringdienste sowie administrative Tätigkeiten umfassen soll. Wer bislang einjährig zur Pflegehilfe ausgebildet wurde, wird sich künftig Pflegeassistenz nennen dürfen und sich via Zusatzmodulen weiterqualifizieren können. Pflege-Präsidentin Frohner hegt die Hoffnung, dass es sich bei der Reform nicht nur um "ein Schrittchen" handelt, und knüpft daran gleich eine neue Forderung. Die nach einer Verordnungskompetenz für pflegerelevante Produkte. Damit künftig nicht mehr wegen jedes Wattetupfers ärztliche Erlaubnis eingeholt werden muss. (Karin Riss, DER STANDARD, 6.10.2014)