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Bangen um Jules Bianchi nach dessen Bergung an der Unfallstelle.

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Angeblich soll beim Crash Bianchis Helm zu Bruch gegangen sein.

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Der Regenmacher weilte in Suzuka, Japan.

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So sah das auf der Strecke aus.

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Suzuka - TV- und Veranstalterverträge wollen erfüllt werden, weshalb am Sonntag in Japan ein Grand Prix gestartet wurde, der möglicherweise nicht hätte gestartet werden dürfen. Zwar beschränkten sich die Auswirkungen des seit Tagen vorhergesagten Taifuns Phanfone auf heftigen Regen. Der reichte aber aus, um nach dem ersten Start hinter dem Safety Car das von Nico Rosberg, dem Trainingsschnellsten im Mercedes, angeführte Feld per roter Flagge zu stoppen.

Ein zweiter Versuch hinter dem Safety Car gelang, die Strecke begann abzutrocknen, Rosberg wurde von seinem in der WM führenden Teamkollegen Lewis Hamilton überholt. Danach regnete es wieder heftiger, wurde das Rennen zusehends irregulär. Als Adrian Sutil in Runde 42 seinen Sauber verlor und in einem Reifenstapel landete, nahm das Unglück seinen Lauf. Ausgerechnet an derselben Stelle kam der Franzose Jules Bianchi im Marussia von der Strecke ab und krachte ins Heck jenes Bergefahrzeugs, das Sutils Boliden hinter die Leitplanken bringen sollte. Darüber, dass der 25-Jährige nicht selbstständig das Wrack verlassen können würde, bestand wohl von Anfang an kein Zweifel.

Das Rennen wurde erneut, nach 44 von 53 projektierten Runden, abgebrochen. Fortan ging es nur noch um Bianchi, nicht um Hamilton, der vor Rosberg und Sebastian Vettel im Red Bull gewonnen und mit dem achten Saisonsieg, dem 30. seiner Karriere, die Führung vor Rosberg auf zehn Punkte ausgebaut hatte.

Helikopter konnte nicht eingesetzt werden

Für Verwirrung sorgte, dass Bianchi nicht per Helikopter abtransportiert wurde. Niki Lauda wertete das zunächst als gutes Zeichen. Werde der Helikopter nicht benötigt, könnten die Verletzungen Bianchis eventuell harmloser sein. Allerdings stand auch im Raum, dass der Rettungshubschrauber wegen des Wetters und einsetzender Dunkelheit nicht aufsteigen konnte. In diesem Fall hätte es sich um einen schweren Verstoß gegen die Sicherheitsbestimmung gehandelt, die einen jederzeit einsatzbereiten Helikopter vorschreiben. Schließlich wurde die Kunde verbreitet, dass gerade die Schwere von Bianchis Verletzungen einen Flug ins 15 Kilometer entfernte Mie General Hospital ausgeschlossen hatten. Nach Angaben von Philippe Bianchi wurde sein Sohn nach einem CT wegen eines Hämatoms operiert. Der Zustand des Piloten sei kritisch, allerdings bedurfte er laut der Zeitung "L'Equipe" nach der OP keiner künstlichen Beatmung.

"Wenn lange nichts passiert, dann gewöhnen sich die Leute daran. Und wenn dann wieder etwas passiert, dann sind alle überrascht. Aber Rennfahren ist und bleibt gefährlich", sagte Lauda in Anspielung auf die Tatsache, dass seit Imola 1994, als im Qualifying der Salzburger Roland Ratzenberger und im Rennen der Brasilianer Ayrton Senna tödlich verunglückt waren, bei einem Grand Prix kein Pilot mehr ums Leben gekommen ist. Die vor Bianchi letzte schwere Verletzung widerfuhr Felipe Massa 2009 im Qualifying des Grand Prix von Ungarn. Der Brasilianer war damals von einem Metallteil am Kopf getroffen worden.

Massa protestierte vor dem Crash

"Ich habe schon fünf Runden davor in den Funk geschrien, weil zu viel Wasser auf der Strecke war. Sie haben ein bisschen zu lange gebraucht, und dann war es gefährlich", sagte Massa, der Bianchi aus gemeinsamen Tagen bei Ferrari kennt. "Bei so einem Rennen wie heute ist immer das Risiko größer, irgendwie schließt das jeder im Vorhinein aus", sagte Weltmeister Vettel, dem vor dem Rennen wegen seiner Ankündigung, Red Bull mit Saisonende zu verlassen, die Schlagzeilen gehört hatten. Bei der Siegerehrung wollten weder er noch Hamilton oder Rosberg Freude zeigen.

Jules Bianchi fuhr am Sonntag seinen 34. GP für das Nachzüglerteam Marussia. Zwei Punkte gelangen ihm als Neunter im Grand Prix von Monaco. Der aus einer Rennfahrerdynastie stammende Mann aus Nizza gewann 2009 die Formel-3-Euroserie und erhielt damals einen noch laufenden Fördervertrag der Scuderia Ferrari. (sid, lü, DER STANDARD, 6.10.2014)