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Was "feucht" und "nass" ist, bestimmt die Erfahrung. Menschen haben keine Sensoren in der Haut, die dafür zuständig sind.

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Wer durch strömenden Regen nach Hause läuft, wird sich schnell etwas Trockenes anziehen wollen. Wer im Sommer schwimmen geht, wird nach ein paar Längen Wassersport den Badeanzug wechseln. Wie auch immer: Feuchte Kleidung klebt am Körper, fühlt sich meistens kalt und unangenehm an, und steht außerdem im Ruf, lästige Verkühlungen zu fördern.

Die Fähigkeit, das zu spüren, beeinflusst den Menschen also im Alltag. Jedoch gibt es keine Rezeptoren in der Haut, die dem Gehirn die Botschaft "feucht" oder "nass" übermitteln. Wie Menschen dennoch zu dieser Empfindung kommen, wenn sie zum Beispiel irrtümlich in eine Regenlacke steigen, testeten nun Wissenschafter der britischen Loughborough University und des französischen Oxylane Research Instituts in mehreren Experimenten.

Dreizehn College-Studenten wurden mit kaltem, mit mittel temperiertem und mit warmem Wasser konfrontiert - am Unterarm (behaart) und an den Fingerspitzen (unbehaart). Danach wurden die Testpersonen gebeten, den Grad der Feuchtigkeit zu beschreiben. Ein Blutdruckmessgerät wurde verwendet, um ab und zu die Nervenleitung zu unterbrechen.

Behaarte Haut fühlt mehr

Die Versuchsteilnehmer nahmen die Nässe bei kaltem Wasser mehr wahr. Damit wurde bestätigt, was Schwimmer schon lange spüren: In das kalte Meer springen fühlt sich deutlich "nasser" an, als in einen beheizten Swimmingpool hüpfen.

Was weniger überrascht: Wurden die Nervenbahnen blockiert, dann waren die Männer weniger empfindlich. Interessanter erscheint da noch: Je mehr Haare auf Hautpartien, desto sensitiver waren sie.

Die Wissenschafter, die die Studie kürzlich im "Journal of Neurophysiology" publizierten, kamen zum Schluss: Was wir als "Feuchtigkeit" oder "Nässe" empfinden, ist nichts anderes als eine Wahrnehmungsillusion. Wir fühlen das, was wir glauben, fühlen zu müssen, was unser Gehirn durch Erfahrung gelernt hat und mit der Information "feucht" oder "nass" verbindet. Das entstandene Gefühl wird also rational geleitet. (pi, derStandard.at; 4.10.2014)