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Der ehemalige Mercator-Manager Zoran Jankovic hofft am Sonntag mit seiner Liste 27 von 45 Sitzen im Stadtparlament zu gewinnen.

Foto: REUTERS/Srdjan Zivulovic

Most, Wurstbrote und Knopferlharmonika. Ein Mann hat sich Kuhglocken um die Knie gebunden und jodelt. Ein paar Pensionisten tanzen. Die Entscheidung auf dem Preserenplatz in Ljubljana ist gefallen. Sechs Parteien haben Wahlstände aufgebaut. Die Leute sammeln sich aber vor jenem der Pensionistenpartei DeSUS, obwohl deren Kandidatin Marija Horvat niemals Bürgermeisterin werden kann. An diesem sonnigen Freitag ist aber nicht ausschlaggebend, wo man am Sonntag das Kreuzerl machen wird, sondern wo die Musik spielt.

Und die Wiederwahl des Bürgermeisters, der seit 2006 regiert, gilt ohnehin als sicher, so sicher, dass Zoran Jankovic auch keinen Most ausschenken lassen muss. Er wirbt mit Wasserflaschen. Der Slogan lautet "Gemeinsam für den schönsten Platz der Welt". Auch die Pensionisten haben sich mit Jankovic-Flascherln eingedeckt. Schließlich vertritt der 61-Jährige ja auch ihre Generation. "Es gibt einfach keine Alternative zu ihm", sagt der Politologe Marko Lovec.

Die Bürger von Ljubljana mögen ihn, weil die öffentliche Verwaltung funktioniert, weil er die Innenstadt zu einer der hübschesten mitteleuropäischen Touristenattraktionen gemacht hat, weil vom Kommunismus nichts mehr zu sehen ist. Jankovic sorgt für Schönheit. Und er sorgt für Business. Der Ex-Manager der Supermarktkette Mercator gilt als harter Verhandler, auch jenseits transparenter Verfahren. Deshalb schadet es ihm nicht, dass gegen ihn wegen Korruptionsvorwürfen ermittelt wird, dass die Antikorruptionsbehörde sagt, dass er 2,4 Mio. Euro auf seinem Konto nicht erklären kann. Und es schadet ihm nicht, dass er die letzte Regierung zu Fall gebracht hat, weil er unbedingt an die Spitze der Partei Positives Slowenien zurück wollte. Überhaupt ist nicht leicht etwas zu finden, das den Bürgermeister kratzt.

"Vielleicht glauben die Leute sogar, dass Korruption mehr Business bringt", so Lovec. "Angenommen, Tony Soprano würde kandidieren. Würden ihn die Amerikaner nicht auch wählen?", zitiert er ein Bonmot, das in der Stadt kursiert. Jankovic, der Mann mit dem Joker-Lächeln, beteuert jedenfalls, er werde sofort zurücktreten, falls er verurteilt werde. Sein Erfolg ist auch Teil eines größeren Phänomens. In Slowenien ist es einfacher, Lokalwahlen als unabhängiger Kandidat ohne eine "schädliche" Partei dahinter zu gewinnen "Das ist ein alter Trend, der 2004 begann, als die Leute nicht mit der Trademark LDS kandidieren wollten, weil die Partei kurz zuvor kollabiert war", erklärt Lovec. Deshalb haben Unabhängige in größeren Städten die besten Chancen, linke Parteien nur in Industrieorten und die Volkspartei im ländlichen Südosten.

Frauen kandidieren kaum. Bürgermeister gelten im konservativen Slowenien nach dem Premier als einflussreichste Job-Beschaffer. Feine Rhetorik ist nicht so wichtig. Viele Slowenen sagen, dass sie gar nicht verstehen, was Jankovic daherredet. Aber alle sagen, dass er hart arbeitet. Auch Mihaela Kastelec attestiert ihm "Unternehmungslustigkeit". Sie ärgert sich aber, dass die Montessori-Schule ihrer Kinder seit Jahren auf eine Genehmigung der Stadt wartet. "Der ist so zentralistisch geprägt", sagt die Lehrerin. "An dem kommt keiner vorbei." (Adelheid Wölfl aus Ljubljana, DER STANDARD, 4.10.2014)