Asthma und Adipositas sind ein "gefährliches Paar" und stellen global ein gravierendes Gesundheitsproblem dar. Es gibt immer mehr Hinweise, dass Fettsucht die chronisch entzündliche Lungenerkrankung verschlechtert. Das erklärte Hans Haitchi, aus Österreich stammender Asthmaforscher, bei der Jahrestagung der österreichischen Pneumologengesellschaft (ÖPG) in Salzburg.
Weit verbreitet
In Österreich leiden etwa sieben Prozent der Bevölkerung oder 500.000 Menschen an Asthma. In der Kindheit ist Asthma die häufigste chronische Erkrankung überhaupt. Man geht laut wissenschaftlichen Studien davon aus, dass in Österreich etwa 42.000 Kinder betroffen sind. Fettleibigkeit ist noch weiter verbreitet: Je nach Bevölkerungsgruppe sind 20 bis 64 Prozent der Österreicher übergewichtig, zwei bis 24 Prozent adipös.
Bei etwa 70 Prozent der Asthma-Erkrankungen liegt eine allergische Ursache zugrunde. 40 Prozent der Menschen, die an Heuschnupfen leiden, sind auch Asthma-Patienten. Doch es gibt offenbar auch ursächliche Zusammenhänge zwischen Adipositas und Asthma.
Zwei Gruppen
So existiert eine Form der chronischen Lungenerkrankung, die sich speziell bei adipösen Frauen ausbilden kann. Sie zeigen keine für allergisches Asthma typische Blutbildveränderungen (Eosinophilie), leiden aber an schwereren Asthma-Symptomen. Etwa acht Prozent der Asthmatiker dürften in diese Gruppe fallen. Typisch ist auch das Auftreten dieser Form von Asthma erst im späteren Lebensalter.
"Eine zweite Gruppe der Patienten entwickelt Asthma zwar früher, dieses wird aber durch Adipositas noch verschlechtert. Es gibt Hinweise darauf, dass die Adipositas zu einer Art Resistenz gegen Kortison beiträgt", sagt der Experte. Damit wird bei den Betroffenen einer der wichtigsten Bestandteile der Asthmatherapie, die antientzündliche Behandlung, "stumpf".
Verschlechternde Wirkung
Es gibt offenbar einerseits eine das Asthma verschlechternde Wirkung von Adipositas. Andererseits wurden Hinweise gefunden, dass eine genetische Verbindung zwischen diesen beiden Krankheiten existiert. Sehr großes Übergewicht behindert schon ganz prinzipiell die Atemfunktion, kann also Asthmabeschwerden noch verstärken. Schließlich geht die Adipositas auch mit einer vermehrten Produktion von Entzündungsbotenstoffen durch das Fettgewebe einher, was naturgemäß entzündliche Prozesse fördert - Asthma ist ja eine chronisch entzündliche Lungenerkrankung.
"Die Behandlung von adipösen Asthmatikern erfolgt am besten in einem multidisziplinären Team mit Pneumologen, spezialisiertem Krankenpflegepersonal, Diätassistenten, Psycho- und Bewegungstherapeuten. Außerdem sollte man medikamentöse und nicht-medikamentöse Maßnahmen mit Lebensstiländerungen kombinieren", erklärte Haitchi.
All diese Bestrebungen sollten zu einer für den einzelnen Patienten maßgeschneiderten Therapie führen. Bei der weltweit immer schneller in Gang kommenden Adipositas-Welle wird die Behandlung von adipösen Asthma-Patienten eine wachsende Belastung für unser Gesundheitssystem darstellen, so der Experte. (APA, derStandard.at, 3.10.2014)