Seitdem es im US-Bundesstaat Colorado erlaubt ist, Marihuana zu verkaufen, strömen Scharen von "Gras-Touristen" nach Denver. Die Kollegen der Nachrichtenagentur Reuters haben sich dort umgesehen und gleich ein paar Regeln veröffentlicht, was zu beachten ist, sollte man die neue "Mile High"-City besuchen wollen - vor allem, wenn man sich selbst vom speziellen Freizeitangebot der Stadt überzeugen möchte:

Zunächst muss man 21 Jahre oder älter sein, das heißt, man braucht einen amtlichen Lichtbildausweis, um sich identifizieren zu können.

Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: Reuters/Rick Wilking

Einwohner des Staates Colorado dürfen eine Unze (rund 28 Gramm) Marihuana auf einmal kaufen, Bewohner eines anderen US-Bundesstaats nur eine Viertelunze. Als "Ausländer" muss man damit rechnen, seinen Pass mit gültigem Visum vorzeigen zu müssen - ein Führerschein, der früher oft ausreichte, genügt vielfach nicht mehr.

Einige etwa besser organisierte Läden könnten zudem verlangen, dass man ein Dokument unterzeichnet, in dem man zustimmt, die einschlägigen Gesetze zu beachten, die Droge nicht an Minderjährige weiterzugeben oder sie über die Bundesstaatsgrenze zu bringen. Am Flughafen wurde spezielle Mistkübel aufgestellt, sollte jemand aus Versehen ein Urlaubssouvenir im Handgepäck haben.

Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: AP Photo/Brennan Linsley

Seinen Ausweis sollte man auf jeden Fall immer bereithalten, meinen die Reuters-Autoren, da sehr genau kontrolliert wird, ob Gras an Minderjährige verkauft wird.

Was kann man kaufen?

In der Gegend um Denver gibt es rund 200 Marihuanageschäfte, die den Besucher mit dem herben Aroma der grünen Knospen empfangen. Ein Gramm kostet zwischen 20 und 30 Dollar (16 bis 24 Euro). Es wird eine Vielzahl von Sorten angeboten, mit ausgefallenen Namen wie "Blue Dream", "Sour Diesel" und "Silverback Kush".

Für die Uneingeweihten oder einfach nur Faulen verkaufen die Geschäfte meist schon perfekt gerollte Joints. Daneben gibt es eine breite Palette an Schokolade und Bonbons, angereichert mit dem speziellen Kick. Aber Vorsicht, rät Reuters, nicht zu viel auf einmal essen. Man solle es eher langsam angehen.

Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: AP Photo/Brennan Linsley

Experten empfehlen, nicht mehr als fünf bis zehn Milligramm THC (Tetrahydrocannabinol, die bewusstseinsverändernde Komponente im "Pot") zu konsumieren, dann eine Stunde bis 90 Minuten abzuwarten und erst dann zu entscheiden, ob man mehr zu sich nimmt. Denn: Die Wirkung könnte auch zeitverzögert einsetzen.

Wo kann man konsumieren?

Öffentlicher Marihuanakonsum ist in Colorado gesetzlich verboten. Die Polizei hat in diesem Jahr jedenfalls mehr zu tun, Konsumenten zu strafen - Parkbänke, Parkplätze und Ähnliches sind jedenfalls tabu. Ersttäter werden mit 150 Dollar (rund 120 Euro) bestraft.

Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: AP Photo/Brennan Linsley

Selbst Marihuanageschäfte bieten keine eigenen Raucherlounges oder dergleichen an. Um als "Gras-Tourist" also auf seine Kosten zu kommen, muss man das Glück haben, bei einem privaten Gastgeber unterzukommen, der den Konsum erlaubt. Das Rauchen mittels Verdampfer ist wiederum nur in gekennzeichnete (Zigaretten-)Raucherbereichen gestattet. Auch in Veranstaltungsräumlichkeiten ist der Marihuanakonsum verboten.

Was kann man also tun?

Betreiben Sie ein bisschen Recherche, rät Reuters - und hat noch ein paar Tipps parat:

Nützliche Infos liefert der Blog The Cannabist, inklusive einer Karte mit den einschlägigen Einrichtungen in Denver. Er bietet auch Informationen über Veranstaltungen und bündelt eine Vielzahl von Fragen und Themen, die gleichermaßen nützlich für Bewohner und Besucher sind. Andere nützliche Online-Ressourcen sind Leafly und Weedmaps.

Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: Reuters Mark Leffingwell

Für Informationen zu Livemusik und anderen Kunst- und Kulturveranstaltungen lohnt sich der Besuch der Website der Zeitung "Westword".

Man kann auch versuchen, private Marihuanaclubs zu besuchen, die sich in einer rechtlichen Grauzone bewegen:

Club Ned in der Nähe von Nederland zum Beispiel bezeichnet sich selbst als Amerikas erstes legales Cannabis-Café. Es ist ein Club nur für Erwachsene und nur für Mitglieder, der 14,20 Dollar (rund 11 Euro) Mitgliedsbeitrag pro Monat verrechnet. Alkohol ist verboten, da die Besitzer eine "ruhige und friedliche Atmosphäre" fördern wollen, wie sie sagen. Marihuana muss man übrigens selbst mitbringen, Bongs sind vorhanden, und natürlich jede Menge "Knabbereien".

Private Touren

Man könnte auch in Erwägung ziehen, sich bei einer der Marihuana-Themenführungen anzumelden, die seit Neuestem angeboten werden.

Mile High beispielsweise bietet Touren zu den "besten Marihuana-Apotheken mit der größten Auswahl" an, eine private Führung bei einem Pflanzer, Mittagessen und sogar einen einstündigen Kurs "Malen beim Rauchen", der von einem Künstler geleitet wird.

My 420 Tours bietet All-inclusive-Pauschalreisen und Cannabis-Kochkurse an.

Bild nicht mehr verfügbar.

Foto: AP Photo/Eric Risberg

Einige Reiseunternehmen nutzen private Busse oder Autos, die nicht vom gesetzlichen Rauchverbot erfasst werden: Die Teilnehmer können im Fahrzeug zwischen den Haltestellen kiffen. Andere Unternehmen stoppen auf ansonsten konventionellen Stadtrundfahrten auch bei Marihuanaläden.

"Coloradans", sagen die Autoren, "sind sehr aufgeschlossene Zeitgenossen - solange man sich an die Regeln hält." Man sollte daher davon absehen, sich einen Joint in einer Shoppingmall anzuzünden oder unter Marihuanaeinfluss Auto zu fahren. Denn dann hört sich der Spaß sehr schnell auf. (Reuters, red, derStandard.at, 21.10.2014)