Starke Männer und autoritäre Regime in Schwellenländern haben oft ihre Fans unter westlichen Wirtschaftstreibenden. So potenziell chaotische, riesige Reiche wie Russland oder China bräuchten eben die starke Hand, meinen auch österreichische Kommerzienräte und Topmanager gern; anders ginge es nicht. Sieht man ja, was aus dem Arabischen Frühling geworden ist - die kompromissunfähigen Islamisten müssen wieder von Militärdiktatoren niederkartätscht werden. Russland brauche eine "Demokratur", meinte Ex-Stronach-Manager Sigi Wolf, dem man jetzt die verstaatlichte Industrie samt der für die russische Gazprom interessanten OMV (bis auf weiteres) anvertraut hat.

Das hat ja - auf den ersten, oberflächlichen Blick - etwas für sich. Aber blöderweise tauchen dann immer wieder Menschen in diesen Ländern auf, die auch nicht unter einer materiell gar nicht so unerfolgreichen autoritären Herrschaft leben wollen. Die es nach Selbstbestimmung und, pardon l'expression, Freiheit verlangt.

In Hongkong konfrontieren Zehntausende ein Regime, das schon bewiesen hat, wie bereit es notfalls zum Blutvergießen ist.

Man muss Angst haben um sie - aber die Jungen, die Gebildeten, die Mittelschicht in Hongkong, sie wollen sich nicht die vertraglichen Spezialfreiheiten wegnehmen lassen. Ein relativ angenehmes Leben in einer "gelenkten Demokratie" reicht ihnen nicht. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 3.10.2014)