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Polizisten in Hongkong errichten Blockaden nahe dem Sitz des Verwaltungschefs.

Foto: REUTERS/Carlos Barria

Hongkong - Die pro-demokratische Protestbewegung in Hongkong hat den Druck auf den umstrittenen Chef der Sonderverwaltungszone, Leung Chun Ying, weiter verstärkt, um ihn zum Rücktritt zu zwingen. Mehr als 3.000 vorwiegend junge Demonstranten versammelten sich am frühen Donnerstag vor Leungs Amtssitz. Sie kündigten an, alle Eingänge über die Feiertage zu blockieren, um Leung am Freitag persönlich zu stellen.

Diskussionen über andere Möglichkeiten

Tausende blockierten weiterhin wichtige Straßen im Zentrum der Wirtschaftsmetropole. Bereits am Mittwochabend hatten der Studentenführer Lester Shum mit der Besetzung von Regierungsbüros gedroht, sollte Leung bis Donnerstag nicht zurückgetreten sein. Aus dessen Umfeld ist allerdings verlautet, dass die Behörden die Proteste aussitzen wollen. Die Demonstranten legten zwar Vorräte an. "Ich glaube nicht, dass wir das länger als zwei Wochen durchhalten können", sagte allerdings ein 26-jähriger Teilnehmer im Einkaufsviertel Causeway Bay. Daher werde nun diskutierte, welche anderen Maßnahmen möglich seien.

Protest für freie Wahlen

Der Protest richtet sich gegen eine von China beschlossene Wahlreform: Zwar soll die dortige Bevölkerung 2017 erstmals direkt einen Verwaltungschef wählen dürfen, jedoch will die Zentralregierung in Peking die Kandidaten auswählen. Dem derzeitigen Verwaltungschef Leung werfen die Demonstranten vor, Handlanger der chinesischen Führung zu sein, anstatt sich für die Interessen Hongkongs einzusetzen. Seinen letzten Kredit verspielte Leung mit einem gewaltsamen Polizeieinsatz gegen die Demonstranten Sonntagnacht.

China verbittet sich Einmischung

Nach einem Aufruf von US-Außenminister John Kerry zur Zurückhaltung verbat sich sein chinesischer Kolleg Wang Yi scharf jede Einmischung von außen. Die Situation in Hongkong sei allein Chinas Angelegenheit, sagte Wang am Mittwoch vor Gesprächen mit Kerry in Washington. Dieser wiederholte dessen ungeachtet seinen Aufruf und betonte, die USA unterstützten die freie Wahl von Hongkongs Regierungschef. Dies sei vor der Rückgabe der britischen Kronkolonie 1997 an China so vereinbart worden.

Im Ausland wächst unterdessen die Unterstützung für die Protestbewegung in Hongkong: Allein in der taiwanischen Hauptstadt Taipeh versammelten sich 4.000 Menschen zu einer Solidaritätskundgebung, vor der chinesischen Botschaft in London fanden sich 2.000 Menschen ein. In Hongkong projizierten die Anführer der Proteste immer wieder Botschaften von Unterstützern weltweit auf den Verwaltungssitz, darunter auch vom chinesischen Festland. (APA, 2.10.2014)