Bad Hofgastein - Die Hälfte aller Fälle von Blindheit in Europa - weltweit sind es sogar 80 Prozent - wären vermeidbar. Alleine in sieben untersuchten Staaten Europas entstehen wegen Blindheit jedes Jahr sieben Milliarden Euro an ökonomischen Belastungen, berichtete am Mittwoch Glendon Harris vom European Forum Against Blindness (EFAB) beim European Health Forum Gastein (EHFG).
Eine von Deloitte Access Economics im Auftrag des EFAB durchgeführte Studie nahm die durch Blindheit verursachten gesamtökonomischen Kosten in Frankreich, Deutschland, Italien, Polen, der Slowakei, Spanien und Großbritannien ins Visier. "Die enorme gesamtgesellschaftliche und ökonomische Belastung durch Augenkrankheiten und Blindheit könnte durch die gezielte Förderung von Screening-Programmen sowie eine Ausweitung präventiver, frühdiagnostischer und therapeutischer Angebote erheblich reduziert werden", sagte Harris bei der Präsentation der Studienergebnisse.
10.000 Euro pro Patient
Angesichts des hohen Anteils vermeidbarer Augenkrankheiten und deren massiver Auswirkungen müsse das europäische Gesundheitswesen dem Kampf gegen Blindheit eine hohe Priorität einräumen, forderte Harris. Rund 56 Prozent der ökonomischen Belastungen durch Blindheit entfallen auf Pflegeleistungen, ein Viertel auf Produktivitätsverluste. Die direkten Kosten für das Gesundheitssystem infolge des Behandlungsaufwandes einschließlich Krankenhausaufenthalte, Praxis- und Medikamentenleistungen umfassen knapp ein Fünftel der Gesamtbelastung. Der Studie zufolge beträgt die ökonomische Belastung pro erblindeter Person annähernd 10.000 Euro. Augenkrankheiten führen alleine in den sieben untersuchten Ländern zu einem Ausfall von mehr als 120 Millionen Arbeitstagen pro Jahr.
Weltweit leiden rund 314 Mio. Menschen an Beeinträchtigungen des Sehvermögens, davon sind 45 Mio. erblindet. Knapp die Hälfte aller weltweiten Sehbehinderungen gehen auf den "Grauen Star" zurück, von dem alleine in Deutschland, Frankreich, Italien, der Slowakei, Spanien und Großbritannien mehr als 26 Millionen Menschen betroffen sind. Rund 3,8 Millionen Menschen sind in den genannten Ländern am "Grünen Star" (Glaukom) erkrankt, 2,8 Millionen an feuchter altersbedingter Makula-Degeneration und rund 1,8 Millionen leiden an diabetischer Retinopathie.
WHO erwartet Verdoppelung der Fälle
Die WHO geht davon aus, dass sich die weltweite Häufigkeit von Augenkrankheiten bis zum Jahr 2020 verdoppeln wird - die Initiative "Vision 2020: The Right to Sight" soll dieser Entwicklung mit der Aufforderung gegensteuern, der Augengesundheit in nationalen Gesundheitssystemen mehr Gewicht einzuräumen. "Die in unserer Studie aufgezeigten sozioökonomischen Implikationen von Augenkrankheiten verdeutlichen, dass es sich Europa nicht leisten kann, Investitionen in innovative und effektive Programme für die Augengesundheit zu vernachlässigen", so Harris. (APA, derStandard.at, 1.10.2014)