Wien - Die Grünen wollen die Vorschule und die ersten beiden Volksschulklassen neu organisieren. Die Schüler sollen demnach gemeinsam in Mehrstufenklassen unterrichtet werden und diese "Grundstufe I" in ein bis drei Jahren durchlaufen können, sagte Bildungssprecher Harald Walser bei einer Pressekonferenz am Mittwoch. Dafür sollen eineinhalb Lehrkräfte pro Klasse zur Verfügung stehen.

Mehr Flexibilität

Walser sieht darin mehrere Vorteile: Kinder mit Deutschproblemen hätten Zeit für den Spracherwerb, ohne Lehrinhalte zu verpassen, durch die Vermischung der Jahrgangsklassen würden auch keine Klassen entstehen, in denen ein Großteil der Kinder die Unterrichtssprache nicht beherrscht. Im Herbst geborene Kinder erhielten mehr Zeit für ihre Entwicklung, Hochbegabte könnten schneller in eine höhere Schulstufe wechseln.

Die Neuregelung der Eingangsphase ist ein Punkt in einem "Alternativen 6-Punkte-Programm zur Bildungspolitik" der Grünen, das sie dem gleichnamigen Papier der Regierung gegenüberstellen. Wobei Walser das Regierungskonzept "mutig" findet, "weil gar nichts Neues dabei war". Alle sechs Punkte seien ohnehin schon im Regierungsprogramm verankert.

Walser ortet Rückzieher von Turnstunde

Zum Teil gebe es sogar "Rückzieher" der Regierung, etwa bei der täglichen Turnstunde, wo Walser die "massive Einschränkung auf ganztägige Schulformen" kritisierte. Eine tägliche Bewegungseinheit werde aber gerade dort gebraucht, wo Kinder komprimiert am Vormittag lernen müssten.

Die "Kernreform" für die Grünen, nämlich eine gemeinsame Schule der Zehn- bis 14-Jährigen, sei im Regierungskonzept gar nicht erwähnt, bemängelte Walser. Hier falle die SPÖ sogar schon hinter einige ÖVP-Länder wie Tirol und Vorarlberg zurück. Walser hofft dabei vor allem auf eine grüne Regierungsbeteiligung in Vorarlberg und in der Folge auf die Umsetzung einer möglichst großen Modellregion, am besten im ganzen Bundesland.

Im Elementarbereich setzen die Grünen auf zwei verpflichtende Kindergartenjahre für alle Kinder. Diese sollten 15 bis 20 Wochenstunden umfassen. Bei der Sprachförderung ortete Walser bei der Regierung einen "Kniefall vor den beharrenden Kräften". Die angedachten Intensivsprachkurse würden wieder eine Separierung von Kindern bedeuten - das sei aber nur bei Quereinsteigern sinnvoll, die neu nach Österreich kommen. Ansonsten dürfe man nicht auf Pauschallösungen setzen, sondern müsse zunächst einmal die Pädagogen in Sachen Sprachererwerb gut ausbilden. (APA, 1.10.2014)