Das Startmenü ist wieder da.

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Zahlreiche Leaks haben vorab bereits Einblick in die nächste Generation von Microsofts Windows-Betriebssystem gegeben. Nun hat Microsoft auf einem Event in San Francisco den Schleier gelüftet. Die neueste Iteration des Desktop-Platzhirschen überspringt eine Versionsnummer und heißt Windows 10.

Eine Plattform

Anderthalb Milliarden Menschen würden heute Windows nutzen, sagte Terry Myerson, Vizechef der Betriebssystementwicklung bei Microsoft, zu Beginn der Präsentation. Mit Windows 10, das auf so vielen Geräten lauffähig sein soll wie nie zuvor, soll sich diese Basis verbreitern. Denn aus mehreren Plattformen, die sich derzeit auf klassische Desktops und Notebooks sowie mobile Endgeräte verteilen, soll künftig eine werden, die sich gut von kleinen Smartphones über Desktops bis in die Cloud skalieren lässt.

Zentraler Store

Anwender sollen künftig Applikationen unabhängig von ihrer Hardware aus einem zentralen Store beziehen können. Auch die mit Windows 8 verschreckten Unternehmenskunden möchte man zurückgewinnen. Windows 10 soll mit allen üblicherweise genutzten Management-Tools kompatibel sein und somit den Wechsel auf das neue System vereinfachen. Alle Geräte lassen sich einheitlich verwalten.

Man verspricht einen anpassbaren Zugang zum Store, starken Schutz für wichtige Firmendaten nebst strikter Trennung von privaten Inhalten und eine "familiäre, produktive" Benutzeroberfläche.

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Rückkehr des Startmenüs

Für diese zeichnet Joe Belfiore verantwortlich, vormals führend in der Entwicklung von Windows Phone tätig. Er demonstrierte eine frühe Version von Windows 10 (Build 9841). Das Rampenlicht galt dabei zuerst dem Comeback des "traditionellen" Startmenüs.

Microsoft kombiniert mit diesem nun die bis Windows 7 bekannte Liste mit kleinen Kacheln. Neben normaler Software lassen sich die einst an die "Metro"-Oberfläche gefesselten und später entkoppelten Apps nun anpinnen und sind somit einfach vom klassischen Desktop aus zugänglich. Die einzelnen Tiles lassen sich in der Größe anpassen. Die Umsetzung des Startmenüs solle "das Gewohnte aus Windows 7 mit manchen Elementen aus Windows 8" verknüpfen, so Belfiore.

Erneuert wurde auch die Suchleiste im Startmenü. Wie einst die Suche über die Charms Bar von Windows 8 kann diese nun sowohl lokale Ergebnisse wie auch Resultate aus dem Web liefern.

Universal-Apps

Auch diverse Standard-Apps wie der E-Mail-Client Outlook wurden überarbeitet und bieten nun ein "universales" Interface. Am Desktop präsentiert sich eine in ein Fenster eingefasste Oberfläche, die einfach mit Maus und Tastatur zu nutzen sein soll.

Die Taskleiste bekommt mit dem "Task View"-Button einen Neuzugang. Er bietet eine Alternative zum Tastatur-Shortcut für eine Übersicht über alle laufenden Anwendungen. Das soll unerfahreneren Nutzern das Multitasken erleichter, insbesondere weil Windows 10 nun ab Werk mehrere Desktops unterstützt, auf denen problemlos jeweils mehrere Programme laufen beziehungsweise angezeigt werden können.

Die einfache Anordnung von App-Fenstern soll ein verbesserter Snap-Modus erleichtern, der die Bildschirmfläche in Quadranten aufteilt.

Strg+V in der Eingabeaufforderung

Der Kommandozeile (Eingabeaufforderung) wurde ebenfalls eine kleine Frischzellenkur spendiert. Erstmals ist es möglich, Text aus der Zwischenablage mit der gängigen Tastenkombination Strg+V einzufügen."Das ist ein geekiges Feature. Ich weiß", kommentierte Belfiore die Vorführung.

Kein Aus für die Charms Bar

Microsoft will allerdings auch Nutzer zufriedenstellen, die sich auf Touch-tauglichen Notebooks und All-in-one-Rechnern mit Kernfunktionen von Windows 8 angefreundet haben. Folglich wurde die Charms Bar - entgegen vorhergehenden Gerüchten - beibehalten. Weiterhin lässt sich die Menüleiste mit Zugang zu Teilungsfunktionen, Suche und Einstellungen mit einer Wischbewegung vom linken Rand aus einblenden.

Dazu präsentiert sich mit einer Swipe-Geste am gegenüberliegenden Rand nun eine alternative Task-View-Oberfläche mit größeren Elementen für Fingerbedienung.

Umschalten zwischen Touch und Desktop möglich

Nutzer werden künftig das Startmenü bei Bedarf in einen Touchmodus schalten können. In diesem erstreckt sich das Menü über den kompletten Bildschirm, die Taskleiste bleibt allerdings eingeblendet, wie auf einer Designstudie zu sehen ist.

Preview-Versionen ab Mittwoch über Windows Insider

Im Rahmen des neuen Windows-Insider-Programms will Microsoft Windows 10 zum Testen bereits lange vor dem Release zur Verfügung stellen. Ab Mittwoch soll eine "Technical Preview" des Betriebssystems für Laptops und Desktops zur Verfügung stehen. Dieser folgt als Nächstes - allerdings noch ohne definierten Termin - die Vorschau für die Server-Edition.

Daneben verspricht man Foren, in denen sich Interessierte untereinander und auch mit Microsoft-Entwicklern austauschen und Feedback deponieren können.

Neue Informationen im kommenden Jahr

Mehr wollte der Konzern noch nicht über das nächste Windows sagen. Kommendes Jahr wolle man mehr Neuigkeiten für Consumer verraten und bei der hauseigenen Entwicklerkonferenz Build im April ausführlich die Universal Apps präsentieren. Verraten wurde allerdings, dass Windows 10 auch die nächste Generation für Windows-Smartphones darstellt, die dort allerdings wenig überraschend keinen klassischen Desktop mitbringen wird.

Keine Angaben zum Preis

Für viele derzeit mit Windows laufende Geräte soll ein Update auf Windows 10 möglich sein. Vorab wurde spekuliert, dass das nächste Windows zumindest für Windows-8-Nutzer kostenlos veröffentlicht werden könnte. Über die etwaige Preisgestaltung schwieg sich der Konzern diesmal aus.

Auf die Frage, wie lange man Windows 10 supportseitig zu unterstützen plane, erfolgte keine eindeutige Antwort. Jedoch, so hieß es im Hinblick auf das Unternehmensgeschäft, habe man die Möglichkeiten, eigene Produkte "deutlich länger als zehn Jahre" zu unterstützen.

Release gegen Ende 2015 wahrscheinlich

Ein exaktes Datum für den Windows-10-Release bleibt Microsoft ebenfalls noch schuldig. Anvisiert ist ein später Termin im kommenden Jahr. (Georg Pichler, derStandard.at, 30.9.2014)

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