V.li.: Sonja Gerhardt, Tino Mewes, Oliver Korittke, Annette Frier.

Foto: sat1

Ist das Ereignis auch noch so deprimierend, so kann man doch eine Komödie daraus machen, wenn nur genügend Zeit verstrichen ist. Unter diesem Motto zeigte Sat1 am Dienstag um 20 Uhr 15 Die Schlikkerfrauen – den Film zur Pleite der deutschen Drogeriekette Schlecker vor zwei Jahren.

25.000 Beschäftigte, die meisten davon Frauen, verloren damals ihren Job und taten sich danach sehr schwer, eine "Anschlussverwendung", wie es der damalige FDP-Wirtschaftsminister Philipp Rösler kühl nannte, zu finden.

In der fiktiven Schlikkerfiliale in Berlin-Moabit tut sich am Tag nach der Pleite diesbezüglich auch nichts auf. Also besetzen die 58-jährige Chefin Greta (Katharina Thalbach) und ihre drei jüngeren Mitarbeiterinnen kurzerhand den Drogeriemarkt und nehmen Firmenchef Theo Schlicker (Sky Dumont) als Geisel, um Lösegeld für den Neustart von dessen Familie zu erpressen. Unter anderem halten sie ihn mit einem leicht entflammbaren Billig-Deo für 99 Cent in Schach.

Nichts davon ist witzig, weder die Dialoge noch die überzeichneten Milieus. Kapitalismuskritik beschränkt sich auf güldene Couchkissen in der Schlikkervilla, die drei angeblich so traurigen jungen Schlikkerinnen müssen ihre Verzweiflung klischeehaft zur Schau stellen. Chris ist "jung, hübsch, blond, deutsch", will also eigentlich eh lieber Model oder Sängerin werden.

Eine Badeperle im Billigschaum ist Katharina Thalbach, die sich als Herz mit Schnauze durch den Film berlinert und die Tristesse ihres einsamen Lebens zeigt. Wer noch nicht genug hat: Das ZDF zeigt am 13. und 15. Oktober auch eine Verfilmung der Schleckerpleite. Angekündigt ist ein Drama. (Birgit Baumann, DER STANDARD, 1.10.2014)