Franz Voves will es noch einmal wissen. Wobei: Ob er es wirklich wissen wollte, ob er wirklich mit 62 noch einmal in einen Wahlkampf will, wo er sich doch auch schon als unbequemer Mahner aus allen Gremien der Bundes-SPÖ zurückgezogen hat, darf bezweifelt werden. Sieht man sich die ungemeine Erleichterung in den Reihen seiner Parteifunktionäre am Montagnachmittag an, dürfte es nicht sicher gewesen sein, dass er 2015 noch einmal für den Landeshauptmann kandidieren wollte.

Sein Problem ist: Er muss. Zumindest wenn ihm die Zukunft seiner Partei nicht gänzlich wurscht ist. Denn weder ist es ihm bisher gelungen, einen Nachfolger aufzubauen – auch wenn er das in Person des in die Landesregierung geholten Michael Schickhofer vielleicht versucht hatte –, noch will sich irgendjemand anderer den Job mit den Reformen und der damit verbundenen Kritik antun.

Während die Partei also aufatmete und ihn – in geheimer Wahl – zum Dank gleich mit 100 Prozent als Parteivorstand und Spitzenkandidaten für 2015 wählte, hatten Beobachter nichts anderes erwartet. Denn ohne Voves wären Flügelkämpfe in der steirischen SPÖ ausgebrochen, die die Partei ernstlich gefährdet hätten.

Im Frühling kommen jetzt erst einmal Gemeinderatswahlen auf den Landeschef zu, den man sich ohne seinen Reformpartner Hermann Schützenhöfer (ÖVP) fast gar nicht mehr denken kann. Die Proteste, die SPÖ und vor allem ÖVP in ihren eigenen Gemeinden durch erzwungene Gemeindefusionen ausgelöst haben, könnten da wieder zu einer saftigen Watsche führen. Man erinnere sich: Schon bei der letzten Nationalratswahl lag die FPÖ das erste Mal in der Steiermark auf Platz eins.

Trotzdem dürfte der von Voves angestrebte Dreier, der vor seinem Ergebnis bei der Landtagswahl im Herbst stehen soll, kein Problem sein. Interessant ist nur noch, mit wem er dann koalieren will. Denn Hermann Schützenhöfer, der nächstes Jahr 63 wird, ziert sich noch, will sich noch nicht festlegen. Mit ihm als Gegenüber im Wahlkampf hätte Voves eine Beißhemmung, das gibt er selbst zu. Beide wollen den Reformkurs, den sie in friedlicher Koexistenz begonnen haben, nachdem ihre Parteien jahrzehntelang gegeneinander regiert hatten, weitergehen. Sie können mittlerweile wirklich gut miteinander und schätzen sich menschlich – das spürt man.

Zusammen dürften sie auch trotz Verlusten die erforderliche Mehrheit wieder schaffen. Doch jetzt heißt es erst einmal: Warten auf Hermann. (Colette M. Schmidt, derStandard.at, 30.9.2014)