Wien - Der erste Fall einer Erkrankung durch das seit 2012 vor allem im Nahen Osten aufgetauchte MERS-Virus (Middle Easte Respiratory Syndrome) in Österreich wurde Montagabend bekannt. Eine betroffene Frau aus Saudi-Arabien befindet sich laut Gesundheitsministerium im Kaiser-Franz-Josef-Spital in Wien in Behandlung.
Ihr Zustand sei kritisch, hieß es am Dienstagvormittag. "Die Patientin spricht aber auf die Therapie an und befindet sich auf dem Weg in Richtung Stabilisierung", sagte eine Sprecherin des Wiener Krankenanstaltenverbundes (KAV).
Behandlung mit Aids-Medikament
Die Patientin wird mit einem Aids-Kombinationspräparat behandelt. "Dafür gibt es positive, wissenschaftlich belegte Behandlungsergebnisse", sagte Christoph Wenisch, Vorstand der Abteilung für Infektiologie des Kaiser-Franz-Josef-Spitals am Dienstagnachmittag.
Gegen die Virusinfektion wurden in den vergangenen Jahren mehrere Medikamente auf ihre Wirksamkeit untersucht. Dazu gehören auch Protease-Hemmer, wie sie bei der Behandlung von Retrovirus-Infektionen - typischerweise bei HIV/Aids - eingesetzt werden. Die Patientin bekommt ein in der HIV/Aids-Therapie vielfach eingesetztes Kombinationspräparat aus den Protease-Hemmstoffen Lopinavir und Ritonavir.
"Hinzu kommt eine spezielle intensive künstliche Beatmung, die man ARDS-Beatmung nennt", sagte Wenisch. Dabei geht es darum, die Intensität der Überdruckbeatmung optimal anzupassen, um noch zusätzliche Schäden durch die künstliche Beatmung selbst zu verhindern, auf der anderen Seite aber auch die ausreichende Sauerstoffversorgung sicherzustellen.
Wie lange eine MERS-Erkrankung dauert, lässt sich laut Wenisch schlecht abschätzen. Das hängt nämlich auch vom eventuellen Auftreten zusätzlicher Komplikationen ab.
Weltweit 800 Menschen erkrankt
Bisher sind bei dem Ausbruch des Virus, das im Nahen Osten offenbar vor allem durch den Kontakt mit Dromedaren übertragen worden ist, weltweit etwa 800 Menschen erkrankt. Unter anderem löst die Virusinfektion schwere Lungenentzündungen aus. In der EU sind bisher zwölf "importierte" Fälle aufgetreten. Bei entsprechenden Schutzmaßnahmen ist die Gefahr einer weiteren Übertragung von Mensch zu Mensch gering.
Bei der Frau in Österreich handelt es sich laut den Behörden um eine saudi-arabische Staatsbürgerin, die vor wenigen Tagen nach Österreich eingereist ist. (APA, 30.9.2014)