Wäre wohl eine nette Sache, die Wiener Ringstraße ohne Autos. Gebaut wurde sie ja für Pferdefuhrwerke, und der heutige Autoverkehr dort braust und brodelt eher unangenehm zwischen der historischen Ringstraßenarchitektur und den Parks.

Wie so oft bei solchen Überlegungen gibt es ein praktisches und ein politisches Problem: Wohin mit dem Autostrom? Und wie sind die Bemühungen, die Autos wegzubringen, politisch nachvollziehbar?

Teil eins hat keine wirkliche Lösung. Selbst wenn der Individualverkehr in Wien tendenziell sinken sollte (wogegen das Wachstum der Stadt hauptsächlich durch Zuwanderer spricht) - Ausweichverkehrshöllen sind garantiert.

Teil zwei ist heikel. Die Grünen in Wien wollen die Ringstraße autofrei haben und bedienen sich dazu einer Guerrillataktik. In regelmäßigen Abständen wird der Ring für Demos gesperrt. Manche sind sehr umfangreich, manche ein Witz. Manche sind kontraproduktiv.

Wenn sich am autofreien Tag ein paar Unentwegte in Liegestühlen auf die Fahrbahn setzen, kann man wirklich nicht von einer machtvollen Demonstration sprechen. Diese Hinterrückstaktik macht böses Blut. Die Grünen sollten offen sagen, was sie wollen. Und man sollte offen darüber reden, ob nach der Verbannung der Autos dann nicht ein mindest so nervendes Dauer-Eventgedröhne auf der Ringstraße das "entspannte Flanieren" verleidet. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 30.9.2014)