Bild nicht mehr verfügbar.

Emma Watson setzt sich seit Jahren für die Gleichberechtigung von Mädchen und Frauen ein. Sie gehört zu den prominentesten KritikerInnen des Nacktfoto-Leaks.

Foto: AP

Kurz nachdem vor wenigen Wochen unzählige Nacktfotos prominenter Frauen veröffentlicht wurden, tauchte eine Drohung gegen die britische Schauspielerin Emma Watson auf. Sie sei "die nächste", hieß es auf einer eigenen Website. Bald würden auch private Bilder von ihr online gestellt werden.

Die Drohung entpuppte sich als Hoax. Besucher der Seite wurden nach Ablauf des Countdowns auf Rantic.com umgeleitet. Dort fand sich ein Aufruf an Barack Obama. Man habe mit der Drohung nur auf das Problem hinweisen wollen, spreche sich für eine Zensur des Internets und eine Schließung von 4chan – wo die Verbreitung der Fotos ihren Anfang genommen hatte – aus. Rantic selbst wiederum ist, so berichtet Business Insider,ein Projekt des Scherz-Nachrichten-Kollektivs "Social Vevo", die provokative Forderung damit nichts anderes als ein weiterer Versuch, Aufmerksamkeit zu generieren.

Kein sicherer Ort

Mit scharfen Worten wendet sich nun Elizabeth Lopatto bei The Verge gegen diese Aktion. Das Internet sei kein sicherer Ort für Frauen, und nur weil viele ihre Drohungen nicht wahr machten, seien diese trotzdem ein Problem.

Den mutmaßlichen Fotos von Watson war auf 4chan bereits eifrig entgegengefiebert worden. Der Grund: Die Darstellerin war kurz vor Auftauchen der Leak-Drohug vor die Vereinten Nationen getreten und hatte sich in einer Rede gegen die Verletzung der Rechte und Privatsphäre von Frauen und für Geschlechtergleichheit eingesetzt. Im Rahmen der Bewegung HeForShe rief sie auch Männer auf, sich aktiv zu beteiligen und zu den aktuellen Zuständen nicht zu schweigen.

United Nations

Verzweiflung

Egal, ob Marketingstunt oder nicht, die Drohung, man würde intime Fotos veröffentlichen zeige, dass man sich nicht um das Wohlergehen oder die Sicherheit der Betroffenen kümmmere, argumentiert Lopatto. Dabei baute die Ankündigung alleine darauf auf, dass Emma Watson eine Frau ist – um sie und andere einzuschüchtern.

"Vielleicht klinge ich verzweifelt. Ich bin es", so der Text weiter. "Ich kann nicht glauben, dass es 2014 ist und Drohungen gegen Frauen immer noch nicht ernst genommen werden." Sie zitiert dazu Zahlen der US-Gesundheitsbehörde CDC. Im Laufe des Lebens erfährt eine aus fünf Frauen in den Vereinigte Staaten eine Vergewaltigung, eine von sechs wird gestalked und jede vierte erlebt häusliche Gewalt durch einen Partner. Bei Morden, so das Büro für Justizstatistiken, handelt es sich in vierzig Prozent der Fälle beim Täter um einen Intimpartner.

Doppelmoral

Drohungen, wie gegen Emma Watson, Anita Sarkeesian und zahlreiche andere Frauen statfinden, machen das Netz zu einem unsicheren Ort für Frauen. Lopatto kritisiert auch vorherrschende Doppelmoral. Schnell waren bei den Nacktfoto-Leaks die ersten Leute zur Stelle, die die Angelegenheit herunterspielten und argumentierten, dass jemand, der solche Fotos nicht in fremden Händen sehen mag, sie doch erst gar nicht aufnehmen brauche.

"Gute Mädchen", fasst Lopatto das scheinheillige Argument zusammen, würden ja keinen Sex mögen und solche Bilder gar nicht erst aufnehmen, um sie etwa ihrem Partner zu schicken. "Böse Mädchen" wiederum verdienten ohnehin keinen Schutz. Ähnliche Argumentationsmuster fänden sich auch bei der Rechtfertigung von Vergewaltigungen.

Mitschuld

Jeder, der sich die geleakten Fotos ansieht, macht an der groben Verletzung der Privatsphäre ihrer Besitzer schuldig, so Lopatto abschließend. Denn die Bilder seien explizit gegen den Willen der Abgebildeten Personen öffentlich geworden.

Dies ist auch angsteinflößend, denn wer sich in diesem Fall schon nicht um die Zustimmung der Betroffenen schert, könnte in anderen Situationen ebenfalls entscheiden, darauf keine Rücksicht zu nehmen. (gpi, derStandard.at, 30.09.2014)