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Wieder einmal passen die dunklen Wolken über dem "Spiegel"-Haus auf der Ericusspitze in der Hamburger Hafen-City.

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Abgang erwartet: "Spiegel"-Chef Büchner.

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Hamburg - Am Freitag sollen die Gesellschafter des "Spiegel" wieder zusammentreten. Und, wenn es nach deutschen Branchenkennern geht, könnte da Wolfgang Büchner nach nur konfliktreichen 13 Monaten als Chefredakteur von "Spiegel" und "Spiegel Online" einen Stern reißen - weniger umgangssprachlich: stürzen.

Die Kommanditgesellschaft von Mitarbeitern des Spiegel-Verlags soll laut "Handelsblatt" und der deutschen Branchenzeitung "Horizont" Büchners Ablöse betreiben. Sie hält 50,5 Prozent der Anteile an dem Hamburger Medienhaus.

Wesentlichen unternehmerischen Entscheidungen wie über die Führung der Redaktion muss auch Gruner + Jahr zustimmen. Der Magazinkonzern hält 25,5 Prozent. Die Bertelsmann-Tochter soll ihre Zustimmung von einem Nachfolgekandidaten abhängig machen. Gehandelt wird, wie schon oft, Giovanni di Lorenzo, der "Die Zeit" führt. Für den winkte Zeit-Geschäftsführer Rainer Esser ab.

"Ich befürchte, dass man aus Angst vor dem Tod auch Selbstmord begehen kann": Das fiel di Lorenzo vor zehn Tagen im Gespräch mit Newsroom.de ein zur Serienablöse deutscher Magazin-Chefs.

Turbulenzen bei Wochenmagazinen

Gruner + Jahr zog "Stern"-Chefredakteur Dominik Wichmann nach eineinhalb Jahren ab. Kurz danach ging auch Online-Chefin Anita Zielina. Nur wenig länger hielt es Jörg Quoos als Chefredakteur von "Focus", dem Montagsmagazin von Burda.

Auch die Kampfhandlungen beim Spiegel waren längst bekannt, als di Lorenzo über den Todestrieb der Magazinbranche sinnierte. Büchner engagierte Führungskräfte von "Bild", wollte die Redaktionen von Print und Online zusammenführen, stellte die Leitung der großen Ressorts zur Disposition; zwei seiner erbittertsten Gegner unter den Ressortchefs bot er - ohne Erfolg - hohe Abfindungen für ihren Rückzug. Deutsche Medien spekulieren, mit Büchner könnte Geschäftsführer Ove Saffe gehen.

Die Gruner+Jahr-Tochter in Österreich - die Verlagsgruppe News mit News, Profil, TV-Media, Trend, Format, Woman - führt seit Frühjahr Horst Pirker, zuvor Styria und Red Bull Media House. Er hat angekündigt, Titel neu zu positionieren, samt personellen Änderungen - über die er bisher intern wie extern schweigt. Im Oktober dürfte es dort konkreter werden. (fid, DER STANDARD, 26.9.2014)