So macht man das. Der Bund (das Wirtschaftsministerium) und die Stadt Wien haben sich kurzerhand geeinigt, weitere 600 Flüchtlinge aus Krisengebieten in der Bundeshauptstadt unterzubringen. Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner und Bürgermeister Michael Häupl haben beschlossen, das "unwürdige Pingpong-Spiel" (Kanzler Werner Faymann) um die Unterbringung von Schutzsuchenden zu beenden.

Sie haben dafür ein paar Telefonate und vor allem Entschlussfreudigkeit und Mut benötigt. Zwei Artikel, die in der Politik generell und vor allem bei vielen populistischen Kleinformat-Politikern schon seit längerem nicht lieferbar sind.

Ja, Flüchtlinge, noch dazu solche aus mentalitär sehr fremden Gebieten, können eine Belastung - eingebildet oder real - für die aufnehmende Bevölkerung sein. Aber wer, wie der trachtige Herr im ORF-Bericht über die Protestversammlung am Semmering, was von "Österreich soll gar niemand aufnehmen" in den Saal kräht, der verleiht der Unmenschlichkeit eine Stimme.

Die beiden Großquartiere, die Mitterlehner und Häupl jetzt in Wien gefunden haben, sind nicht ideal. Besser wäre es, jeweils ein paar Familien breitflächig über Österreich zu verteilen. Aber die meisten Bundesländer drücken sich um ihre Verpflichtungen.

Mitterlehner und Häupl nehmen ein politisches Risiko, aber es musste etwas getan werden, und sie haben es einfach getan. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 26.9.2014)