Gute Ideen machen glücklich. Eschi Fiege zum Beispiel kocht für ihr Leben gerne. Sie hat eine große Wohnung, den Naschmarkt vor der Tür, und viele Bekannte.

Warum also, dachte sie eines Tages vor zwei Jahren, soll sie nicht zwei Mal die Woche kochen, ihr Mittagsmenü per Mail an Bekannte schicken und sie "quasi" nach Hause einladen - "wie zur Mama" eben.

Ihre Art von Guerilla-Cooking hat dann auch noch als Geschäftsidee funktioniert. Und das vegetarisch. Sogar Fleischtiger haben bei ihr die Vorzüge von Gemüse entdeckt.

Weil die Wienerin noch dazu gerne schreibt, lag das Kochbuch-Projekt auf der Hand. Es sind biografische Kochanleitungen geworden, eine Rezeptsammlung inklusive Lebenseinstellung sozusagen. Ohne Gemüsefond, Lauch und rosa Pfefferbeeren geht bei Eschi Fiege so gut wie gar nichts.

Das Tischtuch als Fahne und Zeichen: Heute wird hier gekocht.

Am Vorabend hat Eschi sicher eine Gemüsebouillon gekocht, Teig geknetet und ganz schnell Karamell gerührt.

Sie findet das alles einfach. Wer ihr Kochbuch dann nachkocht, hat da und dort schon ein bisschen Mühe. Sichwort: Schnell Käsegebäck machen! Aber man lernt so einiges.

Foto: Vanessa Maas/Brandstätter Verlag

Für das Zubereiten von Tortilla hätte es dieses Kochbuch wohl nicht gebraucht, könnte man meinen.

Doch erstens: Ist Eschi Fieges Art, das spanische Nationalgericht zu kochen, recht praktisch, weil im Rohr.

Zweitens: Weniger fett.

Und drittens sind da die paar Zutaten, die die Guerilla-Köchin in den Dip reinmischt. Sweet Chili-Sauce zum Beispiel, macht es ein Stück weit asiatisch - und neu.

Foto: Vanessa Maas/Brandstätter Verlag

So sieht es bei Eschi Fiege zu Hause aus. Das Menü ist auf den Spiegel geschrieben, die Gäste nehmen in ihren zwei Wohnzimmern Platz.

Es gibt Vorspeise, Hauptspeise, Nachspeise - und Gespräche mit netten Leuten, die bis nach dem Kaffee dauern. So würde sich das jede Gastgeberin wünschen. Großzügig gibt Eschi Fiege im Kochbuch auch ihre Menüvorschläge preis.

Fotos: Vanessa Maas/Brandstätter Verlag

Tartes aller Art sind in diesem Buch oft zu finden. Die Kreativität der Autorin ist, was das Belegen von Mürbteigböden geht, ausufernd.

Hier ins Bild hat es die Ricotta-Version geschafft. Es hätte aber auch allerlei Gemüse, Tomaten oder Grünkohl sein können.

Was sie alle verbindet: Zwei verschiedene Arten von Ziegenkäse müssen drauf, welche genau und wie viel bleibt den Lesern überlassen. Ein bisschen mitdenken, muss sein - auch bei den Mengenangaben übrigens.

Fotos: Vanessa Maas/Brandstätter Verlag

Eschi Fiege (im Bild stehend) serviert selbst und dabei ist sie immer recht lustig. Schnoddrig würde man in Deutschland sagen. So wie sie spricht, schreibt sie auch.

Kochen findet sie "leicht", propagiert Restlessen und das Sachen-auf-Vorrat-haben.

Gemüsesuppe, Baiser, Cracker oder eingelegte Tomaten: Wer all das für ein einziges Essen erst zubereiten muss, braucht dann halt eben mehr Zeit.

Foto: Vanessa Maas/Brandstätter Verlag

Das Aufwändige gilt aber keinesfalls für alle Rezepte. Diese Fritatta zum Beispiel ist richtig schnell am Tisch, genauso wie die Hausmannskost - etwa Karfiol mit Sauce zum Beispiel.

"Soul Food" gibt es auch: zum Beispiel die Älplermagronen, eine Art Nudelauflauf, oder Kartoffelknödel oder Krautwickler - das kriegt man kaum in einem Restaurant.

Foto: Vanessa Maas/Brandstätter Verlag

Last but not least: Was wäre ein Kochbuch ohne Desserts.

Das ist die Himbeertorte von ihrer Tante Brigitte zum Beispiel, der Mohn ist doppelt gemahlen. Das macht tatsächlich einen Unterschied.

Wer das Buch bis zum Ende liest, kennt die Autorin und ihr Leben, zumindest könnte man das glauben. Lesen, als würde man kochen? Auch das funktioniert ganz gut. (Karin Pollack, derStandard.at, 25.9.2014)

Foto: Vanessa Maas/Brandstätter Verlag

Eschi Fiege: Mittagstisch – Leidenschaftlich vegetarisch. Verlag Christian Brandstätter, Wien 2014, 208 Seiten, 29,90 Euro

Foto: Brandstätter Verlag