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Hassan Rohani: Iraner unterstützen Entspannungskurs.

Foto: REUTERS/Eduardo Munoz

Zwei unabhängig voneinander durchgeführte Umfragen im Iran, die kurz vor der Abreise Hassan Rohanis nach New York veröffentlicht wurden, bestätigen die große Zustimmung, die der Präsident weiterhin vor allem für seine Entspannungspolitik hat. 30 Millionen Iraner und Iranerinnen würden Rohani wählen, falls morgen die Wahlen wären, meldet die Zeitung Shargh am Mittwoch. Bei den Wahlen 2013 waren es knapp 19 Millionen.

Während fast alle iranischen Medien optimistisch nach New York und auf die laufenden Gespräche über das iranische Atomprogramm zwischen dem Iran und den P5+1 (Uno-Vetomächte plus Deutschland) blicken, schießen ein paar der noch aktiven Anhänger des früheren Regierungschefs Mahmud Ahmadi-Nejad quer: Rohanis Normalisierungskurs sei ein gefährliches Spiel mit dem Feuer. Sie drohten indirekt damit, im Parlament eine Vertrauensdebatte zu beantragen, falls Rohani in New York einem bilateralen Gespräch mit US-Präsident Barack Obama zustimme.

"Erwartungen nicht zu hoch schrauben"

Rohani selbst meinte im Gespräch mit mitgereisten Journalisten, dass ein Treffen zwischen ihm und Obama gewisser Vorbereitungen bedürfe, die noch nicht getroffen worden seien. Er und sein Außenminister Mohammed Jawad Zarif versuchen auch, die Erwartungen im Iran nicht zu hoch zu schrauben, und haben in mehreren Interviews betont, dass noch von beiden Seiten Hürden zu überwinden seien.

Unabhängigen Quellen im Iran zufolge kann Rohani weiterhin mit Unterstützung des religiösen Führers Ali Khamenei rechnen - auch wenn sich dieser sich in seinen Stellungnahmen eine Hintertüre offen lässt, für den Fall, dass die Verhandlungen scheitern.

Kleine Premier mit Cameron

Zum ersten Mal nach der Revolution vor mehr als 35 Jahren fand ein direktes Gespräch des iranischen Regierungschefs mit einem britischen Premier statt: Außer mit David Cameron sprach Rohani auch direkt mit dem französischen Präsidenten François Hollande über die Situation in Mittleren Osten und die zukünftige Zusammenarbeit mit Europa. Mit Cameron wurde sogar vereinbart, dass die Botschaften beider Länder wieder ihren Dienst aufnehmen. Die Beziehungen zwischen London und Teheran wurden vor vier Jahren unterbrochen, nachdem radikale Studenten versucht hatten, die britische Botschaft in Teheran zu besetzen.

Inzwischen versucht sich aber auch der lange von der Bildfläche verschwundene Expräsident Ahmadi-Nejad wieder Gehör zu verschaffen. Im Kreise seiner Anhänger sprach er in Bezug auf die Parlamentswahlen in eineinhalb Jahren von einem "neuen Frühling".

Das veranlasste viele Medien im Iran, ihn nochmals an seine in allen Bereichen gescheiterte Politik zu erinnern und eine Liste seiner früheren Kabinettsmitglieder und ihm nahestehender Personen zu veröffentlichen, die wegen Bestechung, Vorteilsnahme und Ähnlichem entweder von Gerichten verurteilt wurden oder auf ihre Urteile warten. (Amir Loghmany aus Teheran, DER STANDARD, 25.9.2014)