Brüssel - Über das Mittelmeer sind im laufenden Jahr schon mehr als 100.000 Schutzsuchende nach Europa gekommen - bereits jetzt zweieinhalb mal so viel wie im Vorjahr. Der SPÖ-Europaabgeordnete Josef Weidenholzer forderte angesichts der Zahlen der EU-Kommission die Staaten zu gemeinsamen Maßnahmen auf.

Die Zahlen entstammen dem am Mittwoch im Innenausschuss des Europaparlaments behandelten Jahresbericht 2013 der EU-Kommission zu Einwanderung und Asyl. Der schon am 22. Mai des Jahres von der Kommission erstellte Bericht verweist darauf, dass im Vorjahr mehr als 40.000 Schutzsuchende über den Seeweg nach Europa gelangten. Mindestens 600 Menschen kamen bei dem Versuch ums Leben. Die Dunkelziffer dürfte aber wesentlich höher liegen, sagte Weidenholzer. Im Lauf des Jahres 2014 habe sich die Situation keineswegs gebessert. Hunderte Menschen kamen bei Bootsunglücken ums Leben, erst vor zwei Wochen starben 500 Personen vor Kreta, sagte Weidenholzer.

Mehr Geld für Sofortmaßnahmen

Der SPÖ-Europamandatar erwartet sich von der Kommission rasch konkrete Vorschläge, wie mit legalen Einreisekanälen gewährleistet werden kann, dass Menschen gar nicht erst dazu gezwungen werden, den gefährlichen Weg über das Mittelmeer auf sich zu nehmen. Der Europaabgeordnete will Kontaktpunkte in den Herkunftsländern schaffen und humanitäre Visa anbieten, mit denen eine sichere Überfahrt einhergehen könnte. "Zudem brauchen wir einen Quotenschlüssel zur fairen Lastenaufteilung zwischen den Mitgliedstaaten. Nur so ist es möglich, dem Schleppern Einhalt zu gebieten", sagt Weidenholzer.

Der ÖVP-Europaabgeordnete Heinz Becker wiederum verlangte mehr Geld für Sofortmaßnahmen für Flüchtlinge aus Irak und Syrien sowie für den europäischen Außengrenzschutz. "Die Eskalation der Gewalt durch die Terrormilizen des sogenannten 'Islamischen Staats' wird die Zahl der Flüchtlinge noch weiter erhöhen. Wir müssen als Europäer daher dringend Gelder für die Soforthilfe freimachen, derzeit besonders in der Türkei. Werden die Flüchtlingslager vor Ort nicht winterfest gemacht, droht in spätestens zwei Monaten eine humanitäre Katastrophe".

Die Migrationskrise sei nur europäisch lösbar, so Becker. "Wenn wir nicht europaweit gemeinsam Verantwortung übernehmen, werden die Probleme und die Kosten am Ende nur noch größer. Vorrang muss die Soforthilfe vor Ort haben. Daneben kann Europa mit Flüchtlingskontingenten für besonders schlimm betroffene Gruppen helfen. Österreich war hier als humanitärer Vorreiter von Anfang an wegweisend", so Becker. (APA, 24.9.2014)