"3"-Chef Jan Trionow bei der Vorstellung des neuen Netzes.

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Für den Großraum Wien bietet "3" nun schnelles Internet an.

Wenn "3"-Kunden klagen, dann über ihr Netz. Eine Kritik, die der Mobilfunker seit der Orange-Übernahme tagtäglich zu hören bekommt. Dem trete das Unternehmen nun mit "einem der besten LTE-Netze der Welt entgegen", sagte Firmenchef Jan Trionow am Mittwoch. Ab Donnerstag können Kunden dieses Netz im Großraum Wien nutzen, zu dem der Betreiber auch St. Pölten und Eisenstadt zählt. Noch dieses Jahr will man Linz/Wels sowie alle restlichen Landeshauptstädte mit schnellem Internet versorgen. "3" verspricht bis zu 150 Mbit/s Download-Geschwindigkeit.

"Netzabdeckung größer als jene von A1 und T-Mobile"

Trionow reklamiert für "3", das dichteste 4G-Netz in Österreich zu haben: "Unsere Netzabdeckung ist größer als jene von A1 und T-Mobile." Das sei eine Ansage an die Mitbewerber, da künftig das Netz und nicht Tarife den Wettbewerb tragen würden. Dieses Netz hätten sich weder '3' noch Orange alleine leisten können, erklärte Trionow.

Profitieren sollten vom LTE-Netz auch 3G-Kunden, da ihr Netz durch die Abwanderung der LTE-Kunden entlastet werde, so der "3"-Chef.

Neue LTE-Tarife

"3" will mit dem LTE-Ausbau eine "leistungsstarke, flächendeckende Internetversorgung zu leistbaren Preisen für ganz Österreich" anbieten. Damit werde "die viel beklagte digitale Kluft zwischen Stadt und Land endgültig beseitigt". "Was wurden wir nicht kritisiert, dass die Fusion mit Orange unser Netz beeinträchtigt und den Kunden geschadet hätte", so Trionow.

Der Mobilfunker bietet LTE als Zusatzpaket an. "Unsere Tarife sind leistbar", sagt Trionow. Bestehende und wie neue Kunden können LTE zu ihrem normalen Smartphone-Tarif entweder als einfaches Geschwindigkeitsupgrade für 4 Euro bzw. 10 Euro oder in Kombination mit 10 GB Fullspeed-Datenvolumen für 14 Euro pro Monat dazubuchen.

Geschwindigkeitsupgrades für das mobile Internet gibt es für 7 bzw. 30 Euro pro Monat. Zusätzlich bietet "3" künftig mit "Hallo Premium" einen Smartphone-Tarif und mit "Flat 30" sowie "Flat 150" zwei Datentarife an, bei denen unlimitiertes Fullspeed-Internet mit LTE fix inkludiert ist.

"Netzneutralität"

Die Bundeswettbewerbsbehörde hat kürzlich einen Fragebogen an die Mobilfunker versendet, um ihre Telekom-Branchenuntersuchung - unter anderem zu Preiserhöhungen - bis Sommer 2015 abzuschließen. Die Beantwortung des Fragebogens würde "viel Arbeit" bereiten, aber unspektakulär sein. "Ich sehe das relativ entspannt", so Trionow. Die Kritik an den kürzlich erfolgten Preiserhöhungen ließ der "3"-Chef nicht gelten. Österreich habe weiterhin die niedrigsten Mobilfunk-Preise in Europa. Die Kosten für die heimischen Mobilfunker würde steigen - etwa durch den LTE-Ausbau - gleichzeitig die Umsätze sinken. "Immer mehr, für immer weniger" sei nicht möglich.

Zum Thema "Netzneutralität" - dem gleichberechtigten Datentransport im Internet - mahnte der "3"-Chef eine differenzierte Sichtweise ein. "Die Freiheit des Internet beginnt bei einem gut ausgebauten Netz." Trionow gab zu Bedenken, dass die geplante Abschaffung des Telefon-Roamings im Ausland, vor allem Viel-Reisende zugute komme. Der "einfache Österreicher" werde davon nicht profitieren. "Die Zeche werden alle zahlen."

Aufhebung der LTE-Frequenzauktion "möglich"

Trionow, hält eine Aufhebung der LTE-Frequenzauktion durch den Verwaltungsgerichtshof (VwGH) für eine "realistische" Möglichkeit. "Die Auktion hatte schwerwiegende rechtliche Mängel", argumentiert Trionow. Der Verwaltungsgerichtshof will noch im Oktober oder November über die Beschwerde von T-Mobile entscheiden, hieß es bei dem Gericht auf Anfrage. "3" hatte Ende Juni seine Beschwerde beim Verwaltungsgerichtshof gegen die vorjährige Lizenzversteigerung fallengelassen.

Trionow begründete die zurückgezogene Beschwerde am Mittwoch damit, dass die geplante Breitbandmilliarde bis 2020 "technologieneutral" werde, also auch den Mobilfunkern zugutekommen solle. Im Falle einer Aufhebung der Auktion müssten A1 und T-Mobile ihre 4G/LTE-800-MHz-Frequenzen abschalten, so Trionow. Für "3" gebe es keine unmittelbaren Auswirkungen, weil man bis Ende 2017 eine LTE-1.800-MHz-Frequenz unter Vertrag habe. Eine erneute Ausschreibung sei aber wieder mit Unsicherheit für die Marktteilnehmer verbunden.

Betreiber fühlten sich über den Tisch gezogen

Die Frequenzauktion im Herbst 2013 brachte dem Staat rund zwei Milliarden Euro ein. A1 musste rund eine Milliarde zahlen, T-Mobile 654 Millionen und "3" rund 330 Millionen Euro. Die Netzbetreiber fühlten sich von der Regulierungsbehörde RTR über den Tisch gezogen. Die Behörde habe das Auktionsdesign so komplex gewählt, dass die Anbieter sich gegenseitig astronomisch hochbieten mussten, um nicht leer auszugehen, lautete damals die Kritik.

Neue Mobilfunker vor Start

In den nächsten Monaten sollen auch zwei "virtuelle" Netzbetreiber (MVNO), UPC und Mass Response, im "3"-Netz starten. Bis zu 16 MVNOs könnte es "in den nächsten wenigen Jahren" bei "3" geben, sagte Trionow. Die "3"/Orange-Fusion und der Verkauf des Mobilfunkdiskonters Yesss! im Jahr 2012 wurden unter der Bedingung genehmigt, neuen "virtuellen" Anbietern den Start zu ermöglichen.

Laut WebStandard-Informationen wird der Lebensmitteldiskonter Hofer im Jänner 2015 mit einem eigenen Angebot starten. (sum/APA, 24.9.2014)