Weltweit trösten sich Millionen von Singles, die allabendlich in ihre einsamen Kopfpolster weinen, damit, dass wenigstens die Wirtschaft sie liebt: Sie arbeiten viel, verdienen viel und geben viel aus (die im Dunkeln sieht man nicht ...). Die Marketingabteilungen von Konsumgütererzeugern investieren viel Hirnschmalz, um zu ergründen, wie man ihnen noch mehr Geld aus der Tasche ziehen könnte. Zugegeben, viele Angebote für Singles haben mit der Frage zu tun, wie man das Single-Dasein möglichst schnell beenden könnte. Aber auch das schafft Arbeitsplätze.

Über ihren etwas grobschlächtigen ökologischen Fußabdruck - immerhin müssen Single-Wohnungen genauso beheizt werden wie jene, in denen ein glückliches oder unglückliches Paar hockt - sieht man wegen ihres großen Nutzens deshalb meist höflich, vielleicht auch etwas mitleidig, hinweg.

Nicht so in der Türkei. Mit gewohnt treffsicherem Geschmack hat die türkische Regierung ein Sujet entworfen, das Alleinstehende dazu veranlassen sollte, sich eine bessere Hälfte zu suchen: Ein Poster zeigt die Silhouetten dreier kopfloser (sic!) Menschen, die ihren Kopf im Plastiksackerl mit sich tragen, Titel: "Wer konsumiert, wird konsumiert." Denn sie verbrauchen soundso viel mehr Waren und Energie, wird ihnen vorgerechnet. Nach Protesten wurde das Plakat wieder eingezogen: In Zeiten wie diesen kommen vom Körper getrennte Köpfe nicht so gut. (Gudrun Harrer, DER STANDARD, 24.9.2014)