Berlin - Nach fast einem Vierteljahrhundert läuft Frank Castorfs Vertrag als Intendant der Berliner Volksbühne im Jahr 2016 aus - doch der Theatermacher kann sich vorstellen, noch weiterzumachen. "Wenn die Politik will, dass es noch etwas weitergeht, können wir darüber reden", sagte Castorf (63) dem Berliner "Tagesspiegel".

"Ich habe mal gesagt, dass ich aufhören will. Aber das Schöne ist, dass man sich bei mir auf nichts verlassen kann", so Castorf, der von einigen Medien immer wieder auch als möglicher Kandidat für die neu zu bestimmende Burgtheater-Direktion genannt wurde.

Die Veränderungen in Berlin sieht Castorf kritisch. "Ich komme aus dem Prenzlauer Berg. Jetzt sieht man da viele Menschen aus der gleichen sozialen Schicht, mit den gleichen Interessen, der gleichen Zukunftsgewissheit und dem gleichen Bewusstsein, wie man sich zu ernähren hat", so der Theatermacher. "Am liebsten hätten sie veganes Theater", sagte Castorf.

"Wo ich aufgewachsen bin, sah man noch die Einschusslöcher aus dem Krieg an den Häusern. Das war dieses alte, untergegangene Berlin, das Zeitmuseum der U-Bahnhöfe, da dachte man an die guten Agentenfilme", so Castorf. "Jetzt wird Berlin wie überall." (APA, 23.9.2014)