Aufgrund jahrelanger Versäumnisse in der Erhaltung wurde der Stahl der Linzer Eisenbahnbrücke von der Witterung und dem Salzstreuen so sehr angegriffen, dass eine Sanierung nicht mehr wirtschaftlich ist. Ein Neubau soll die erst kürzlich vom Denkmalschutz entlassene Brücke nun ersetzen.

Die Dimensionen der 1900 eröffneten Linzer Eisenbahnbrücke können sich sehen lassen: ganze 375 Meter umspannt sie und verbindet Linz mit dem Stadtteil Urfahr, welches bei der Eröffnung noch eine eigene Gemeinde war.

Michael Hierner

Das Besondere an der Brücke: Sie wurde sowohl für den Eisenbahn- als auch für den Individualverkehr geplant. Etwa 15.000 Autos frequentieren sie täglich.

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Die Erhaltung regelte ein 1962 erneuerter Nutzungs- und Instandhaltungsvertrag zwischen der Stadt Linz und den ÖBB. Doch Sanierungen der Brücke wurden nur selten durchgeführt. So erfolgte etwa der letzte Anstrich in den 1980er-Jahren. Rost konnte sich so schnell verbreiten und hinterließ irreparable Schäden.

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Auch das im Winter bedenkenlos gestreute Tausalz setzte dem Stahl zu und verursachte enorme Schäden. Die Radverkehrsanlage auf der Brücke wurde 1990 errichtet, in dem man den oberwasserseitigen Gehweg verbreiterte.

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An den Planer und Erbauer Anton Biró erinnert eine Plakette an der Brücke. Der "K.u.K. Hofschlosser" plante auch Brücken für die Wiener Stadtbahn und die Gitterabschlüsse am Tor des Wiener Stephansdoms.

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Die Brücke besteht aus drei Fachwerkteilen, die von zwei Pfeilern in der Donau getragen werden. Ergänzt werden diese mit jeweils einem weiteren Fachwerkbau und einem Pfeiler an den Ufern.

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Seit über einem Jahrhundert prägt die Linzer Eisenbahnbrücke das Bild der Stadt. Sie hat unzählige Hochwasser überstanden und zwei Weltkriege unbeschadet überlebt. Der bevorstehende Abriss bewegt deshalb auch die Gemüter vieler Linzer.

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So kämpft etwa die überparteiliche Plattform "Eisenbahnbrücke retten!" um die Sanierung der Brücke. Diese würde laut dem Angebot eines Stahlerzeugers jedoch ca. 27,5 Millionen Euro kosten.

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Viel Zeit hat haben die engagierten Bürger jedoch nicht, denn der Denkmalschutz ist nur für drei Jahre aufgehoben. Dies bedeutet, dass die Stadt dazu gezwungen, ist die Brücke innerhalb dieser Zeitspanne zu zerstören, um einen erneuten Denkmalschutz zu verhindern.

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Das führt aber auch zu einem weiteren Problem: Die neue 60-Millionen-Euro-Brücke wird nicht vor 2020 fertig und somit bräuchte man eigentlich die alte Bahnbrücke noch als Übergangslösung. Eine Zwickmühle, aus der es theoretisch nur einen Ausweg geben würde: Nicht nur die Bürger, sondern auch die Politiker müssten ihre Liebe zur "alten Lady" wiederentdecken und einer Sanierung zustimmen. (Michael Hierner, derStandard.at, 23.9.2014)

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