Meine Frau hätte gerne einen Latin Lover. In solchen Fällen weiß ich mir nun dank Burgermasta zu helfen. Ich stehe auf, gehe an ein paar rustikal-ironisierenden Einrichtungsgegenständen vorbei an die Budel und sage genau das. Meine Frau hätte gerne einen Latin Lover. So sieht er hier aus:
Der junge Mann hinter der Budel greift wissend in die Vitrine mit den vielen kleinen Flascherln voller guter Fruchtsäfte und Weinbauernfrizzante und Bieren, nimmt eines der kleinen Glasschälchen heraus mit einer sehr vanilligen Panna Cotta und gießt rote Beerensauce drüber. Sie wirkt nicht rundweg begeistert über "Latin Lover", aber sowas beruhigt mich ja. Und wir sind auch nicht für's Dessert da.
Burgermasta statt -meister
Mich hat jetzt ein paar Wochen gewundert, warum da am Eck des "Hotel Atlanta" in der Wiener Währingerstraße, gleich neben Informatik und Publizistik und gegenüber der Fakultät für Chemie ein "Burgermasta" entsteht mit interessanter Typo und ebenso interessantem Claim: "Die gutesten Burger der Welt".
Was verwundert da? Die gutesten sind vermutlich rechtlich sicherer zu behaupten als die besten, das scheint mir nachvollziehbar. Aber warum geht Burgermasta, wenn Burgermeister nicht ging? So nannten sich ja die heutigen Burgermacher in der Wiener Burggasse. Wegen deutscher oder Salzburger Burgermeister? Gar wegen des Stadtoberhaupts, wie man sich erzählte? Wegen allfällig fehlender Meisterprüfung?
Ein Kärntner war's
Mitnichten, mitnichten, mitnichten: Ein McDonald's-Franchisenehmer war's, den die "Kleine Zeitung" einmal als "Burgermeister" bezeichnet hat. Der hatte die Marke damals für Consulting und alkoholische Getränke eingetragen und wollte rechtlich gegen das Restaurant in Wien vorgehen. Inzwischen hat er sich laut Burgermachern die Marke auch für Restaurants schützen lassen - während das Patentamt die Burgermacher mit ihrem Namen abblitzen ließ - weil zu beschreibend.
Man darf gespannt sein, wie man in Kärnten auf den "Burgermasta" reagiert - der ziemlich bald neue Filialen aufsperren will, vorerst in Wien. Da wär's jedenfalls logisch, wenn der "Masta" geschützt wäre. Der Georg hat bestimmt daran gedacht.
Heidis only
Dieser Georg aus dem Mostviertel dachte sich laut Karte die "gutesten Burger" aus, er steht augenscheinlich auch selbst im ersten Gschäft, Loichtl heißt er laut Firmenbuch und hält knapp 60 Prozent an der Burgermasta GmbH. Einen kleinen Anteil hat auch die Conda Crowdinvesting-Gesellschaft, dem einen oder anderen bekannt aus der Puls-4-Jungunternehmershow "2 Minuten 2 Millionen". Alles frisch, regional, nachhaltig, sagt die Karte. Untermauert von der Kuh-Fototapete vor dem Pissoir und anderen etwas almdudleresken Accessoires.
Aber wie sind jetzt die gutesten Burger?
1. Nicht nachgeschmissen mit 9,20 Euro für einen "Master Burger", freilich inklusive "Erdäpfel-Stifterl" (Pommes, wirklich gut!) oder Blattsalat. 2. In der Erwachsenenportion wirklich sättigend. Das relativiert den Preis. Und 3. ziemlich gut. Das "100 Prozent Rindfleisch" "von Rinderbauern am Land" schmeckt auch saftig nach Rind. Die wirklich erfreuliche "Barbecue-Sauce" und die Paradeiser-Eckerln sind hier - übrigens mit denselben schwarzen Einweghandschuhen wie im Filippou - etwas üppig appliziert. Und das Laberl war jedenfalls weder zu labbrig noch besonders fad. Gefällt mir.
Das Produkt lässt mich über die etwas eigene ironische Instant-Rustikalität hinwegblicken und über die von Vapiano-Pizza bekannte Meldevorrichtung für den fertigen Burger in Burgermasta-Design.
Noch ein Stück besser als der Masta-Burger gefällt mir der "Angustus" vom - logisch - Angusrind, unsere Kostprobe mit etwas weniger "Sauce" und also einfacher im Handling, umrahmt von einem anständigen Roggenlaberl - hier im Bild links und im Aufmacherbild zu bewundern. Kostet: 12,80.
Die Wunderbare sagt ja, ihr Liebling sei unverändert der Mexiko-Burger bei den Burgermachern in der Burggasse. Weil sie so auf die Kombination auf Rahm und Rinderhack steht. Ich dachte zwar, ihr Liebling wäre ich. Aber immerhin ist es kein Latin Lover.
Der kundige Kollege Tobias Müller hat schon klargemacht, wo er den "besten Burger Wiens" verortet. Das würde ich Universaldilettant mich ja nicht zu behaupten trauen.
Jedenfalls nicht ohne erst Sie Expertinnen und Auskenner zu fragen: Was macht für Sie den besten Burger aus - und wo kriegen Sie ihn? Sachdienliche Hinweise erbeten! (Harald Fidler, derStandard.at, 23.9.2014)