"Die Eine" haust in einem Karren mit vielen Verwendungsmöglichkeiten.

Foto: Wildernest & Partner

Wien - Fernsehen, Computerspielen, iPad-Wischen - das sind die Aktivitäten, die man als pessimistische Gesellschaftskritikerin Kindern heute zuschreiben würde. Dass aber trotz modernem Technologiezeitalter nicht nur "Gadgets" und "Apps" faszinieren, beweist eine Theaterperformance des Dschungel Wien: Die Eine im Park besticht ganz ohne Action.

Die Performance für Kinder ab sechs Jahren ist eine "One-Woman-Show" unter freiem Himmel. So kann man 50 Minuten eine Frau beobachten, die allein und selbstzufrieden mit sich und ihrem Karren - einer Art Wohnmobil - beschäftigt ist. Darstellerin Martha Laschkolnig ist im wortwörtlichen Sinn in ihr Spiel versunken: noch und noch holt sie aus ihrem Karren kleine Alltagsgegenstände hervor, die sich als funktionstüchtige Schätze erweisen. Da wird aus Plastikabfällen gestrickt, aus vertrockneten Blumen Tee gekocht und ein Brett mit Stock als umschnallbarer Sessel genutzt.

Verträumt spielend offenbart die Parkbewohnerin die unzähligen Funktionen ihres Karrens, der Essplatz, Sofa und Schlafstätte sein kann - je nach Befestigung der verschiedenen Seile, Bretter und Haken. Wie einem Magier, der ein weißes Kaninchen aus seinem Zylinder zaubert, folgt man ihren Handgriffen und wird gerade von der Analogie des Geschehens in den Bann gezogen. Ganz ohne Dialog wirkt ihr Tun kontemplativ und auch auf Erwachsene angenehm beruhigend.

In der Inszenierung von Theresa Unger wird (kindliche) Vorstellungskraft gefordert. Die Faszination der Performance wird nicht durch lautstarken Gesang, Multimedia-Visuals oder sonstige Reizüberflutung ausgelöst. Viel eher sind es die kleinen Überraschungen des Lebens, die man als Zuseher zu schätzen lernt. So kippt man in eine Welt der spielerischen Einfachheit - und iPad braucht man auch keines. (Lina Paulitsch, DER STANDARD, 23.9.2014)