Was die Arbeit als pharmazeutisch-kaufmännische Angestellte so interessant mache, sei die Mischung aus Wirtschaft und Naturwissenschaft, sagt Quereinsteigerin Emina H.

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Erklären musste Emina H. schon oft, was sie als pharmazeutisch-kaufmännische Angestellte (PKA) eigentlich macht. Denn viele wissen nicht, dass in Österreichs Apotheken nicht nur Pharmazeuten tätig sind, die im Uni-Hörsaal organische Verbindungen analysiert haben, sondern auch pharmazeutisch-kaufmännische Fachkräfte, die die Apotheker und Apothekerinnen in ihrer täglichen Arbeit unterstützen.

Emina ist eine Quereinsteigerin. Der Beruf der PKA hat sie zwar schon immer interessiert, "früher musste man aber österreichischer Staatsbürger sein, um diese Lehre machen zu können", sagt sie im Gespräch mit derStandard.at. So hat sie sich damals für eine Ausbildung zur Großhandelskauffrau in Wien entschieden. Viele Jahre später wollte sie es noch einmal versuchen. Nun arbeitet sie im ersten Lehrjahr in der Sankt-Rochus-Apotheke im dritten Bezirk in Wien.

Von der Herstellung bis zum Verkauf

"Die Ausbildung hat kaufmännische, aber auch medizinische Schwerpunkte", sagt die 33-Jährige. Sie füllt Tees ab, rührt Salben an und stellt andere Arzneimittel her. Auch für die Annahme und Kontrolle der Waren und das Nachschlichten der Medikamente ist sie verantwortlich - im Moment meist noch im Beisein einer Kollegin. Emina habe sofort gemerkt, dass die Lehre in der Apotheke "das Richtige" ist. Die Kombination aus Wirtschaft und Naturwissenschaft mache die Arbeit sehr spannend und abwechslungsreich, aber auch intensiv. "Die Lehre ist sehr anspruchsvoll", sagt Emina.

Nachfrage übersteigt das Angebot

Die Vermischung von naturwissenschaftlichem und kaufmännischem Tätigkeitsbereich spiegelt sich auch in der Berufsschule wider. Von Botanik über Chemie und Physik, Warenwirtschaft, Rechnungslegung, Pharmakologie bis zum Verkaufstraining reicht der Fächerkanon in der Lehrlingsausbildung. Denn PKAs sind auch im Verkauf und der Kundenberatung unerlässlich.

Auch Hedwig Karg vom Österreichischen Apothekerverband spricht von einem sehr beliebten Lehrberuf, aber auch von einer sehr anspruchsvollen Ausbildung: "Es ist einer der schwierigsten Lehrberufe. Man muss viele Dinge mitbringen, kontaktfreudig sein, gerne mit Menschen zu tun haben, über Genauigkeit und ein gutes Zahlengefühl verfügen." Leider könne man in Österreich nicht allen, die das gerne machen würden, einen Lehrplatz anbieten, sagt Karg. "Das Angebot kann mit der Nachfrage im Moment nicht Schritt halten." Und das, obwohl die Arbeitsmarktentwicklung eine positive ist. Während es laut Daten der Österreichischen Apothekerkammer im Jahr 2007 österreichweit 1.011 Lehrlinge gab, waren es 2013 rund 1.300.

Hoher Anteil an Quereinsteigern

Auch Pharmazeutin Gabriele Frank weiß um die hohe Nachfrage nach Lehrstellen in den Apotheken. "Wir erhalten massenhaft Bewerbungen. Der Anteil der Bewerber mit Migrationshintergrund liegt bei uns bei etwa 90 Prozent", sagt die Apothekerin. Rund 1.300 öffentliche Apotheken gibt es in Österreich. Etwa 5.230 PKAs sind dort beschäftigt. Davon sind rund 98,1 Prozent Frauen. Für Karg lässt sich der hohe Frauenanteil zum Teil damit erklären, dass der Beruf eine Mischung aus Verkauf- und Gesundheitsberuf ist. Beide Bereiche wären normalerweise eher weiblich besetzt.

Was auffällt, ist für Karg die hohe Anzahl an Quereinsteigerinnen, zu denen auch Emina gehört: "Es gibt sehr viele Anfragen von Leuten, die gerne auf dem zweiten Bildungsweg pharmazeutisch-kaufmännische Assistentin werden wollen. Das reicht von Biologinnen über Krankenschwestern bis zu den Pflegeberufen." Woran das liege, sei schwer zu sagen, ein Grund sei aber sicher die Arbeitsmarktsituation, sagt Karg. Neben den Quereinsteigerinnen bewerben sich auch viele Maturanten und Maturantinnen für eine Stelle als PKA.

Von der Apothekenhelferin zur PKA

Den Lehrberuf der oder des PKA gibt es erst seit 20 Jahren. Zuvor wurden in den Apotheken sogenannte "Apothekenhelfer und Apothekenhelferinnen" ausgebildet. Kurse dazu wurden von der Apothekerkammer aufgestellt, eine Lehre gab es nicht, erzählt Karg. Das sei eine "Art Sackgasse" gewesen. Nun hätte man mit einem Lehrabschluss als PKA auch zahlreiche Wechsel- und Umstiegsmöglichkeiten.

Das Gesundheitsbewusstsein der Bevölkerung steige, und auch der demografische Wandel wird wohl dazu beitragen, dass die Nachfrage nach Experten in diesem Bereich wohl noch länger aufrechterhalten bleibt. (ekk, derStandard.at)