New York / Berlin / Sydney - Zwei Tage vor dem UN-Klimagipfel in New York am Dienstag haben nach Angaben der Veranstalter hunderttausende Umweltaktivisten weltweit für einen wirksamen Schutz des Klimas demonstriert. Mit Plakaten und Trillerpfeifen zogen 300.000 Menschen am Sonntag durch die Straßen New Yorks.

Zu der nach Angaben der Organisatoren "größten Klima-Demonstration aller Zeiten" hatten sich auch UN-Generalsekretär Ban Ki-moon, Hollywood-Star Leonardo DiCaprio, der frühere US-Vizepräsident Al Gore und New Yorks Bürgermeister Bill de Blasio angekündigt.

Vom südlichen Ende des Central Park zogen die Menschen am Sonntag etwa 30 Straßenblocks Richtung Süden nach Midtown, wo nahe dem Hudson River zum Abschluss eine Straßenparty stattfand. 100.000 Menschen waren erwartet worden.

10.000 in Berlin

In Berlin forderten rund 10.000 Menschen verschärfte Klimaziele und einen Umstieg auf erneuerbare Energien. Das Motto der drei Protestzüge zum Brandenburger Tor lautete: "Mal schnell die Welt retten". Bei der "Silent Climate Parade" tanzten Menschen lautlos - mit Kopfhörern - für mehr Klimaschutz, auch Radfahrer und Kinder mit ihren Familien waren unter den Demonstranten. "Es war ein fantastischer Tag", sagte Kampagnenleiter Christoph Schott. "Die Menschen haben gezeigt, dass ihnen das Klima am Herzen liegt."

Den Auftakt hatte Australien gemacht, wo in Melbourne rund 30.000 Umweltaktivisten auf die Straße gingen. Sie kritisierten vor allem ihren Regierungschef Tony Abbott, der als Erster eine eingeführte Kohlendioxid-Abgabe für große Energieverbraucher wieder abgeschafft hat. "Tony, du stehst bald an der Klimaklippe", stand auf einem Plakat in Melbourne. Auch im australischen Cairns, wo die Finanzminister der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer (G-20) tagten, kamen Demonstranten zusammen.

Zum UN-Klimagipfel am Dienstag werden zahlreiche Staats- und Regierungschefs erwartet, darunter US-Präsident Barack Obama. Die Veranstaltung ist offiziell nicht Teil der Verhandlungen für einen Weltklimavertrag, soll dem Prozess aber neuen Schwung verleihen.

Der Klimavertrag soll Ende 2015 bei der UN-Klimakonferenz in Paris verabschiedet werden und 2020 in Kraft treten. Auch die USA und China, die sich gegen verbindliche CO2-Minderungsziele sperren, sollen mitmachen, damit das Ziel erreicht wird, die Erderwärmung auf zwei Grad gegenüber dem vorindustriellen Wert zu begrenzen.

Koordiniert hatte die Klima-Märsche am Sonntag die Organisation Avaaz, die sich als weltweite Bürgerbewegung versteht. Ihre aktuelle Online-Petition zum Klimaschutz haben bisher mehr als 1,7 Millionen Menschen unterzeichnet. Die Veranstalter sprachen von Aktionen in mehr als 160 Ländern. Einige Beispiele:

London: Tausende zogen durch die Innenstadt am Parlamentsgebäude vorbei. Nach Greenpeace-Angaben war der Zug über eine Meile lang - also länger als 1,7 Kilometer. Prominente Unterstützung kam von Designerin Vivienne Westwood und Oscar-Preisträgerin Emma Thompson. "Zahlt unsere Klima-Schulden zurück - Klima-Gerechtigkeit jetzt" stand auf einem Banner.

In Paris machten Tausende bei dem Marsch für das Klima mit. "Klima-Notstand" oder "Staatschefs der Welt, handelt!" war auf Banderolen zu lesen. Etliche hatten sich grüne Herzen als Aufkleber an die Brust geheftet. Die Polizei zählte knapp 5.000 Teilnehmer. Kundgebungen gab es auch in Bordeaux, Lyon und Marseille.

In Brüssel marschierten Hunderte zum Außenministerium, um dem belgischen Chefdiplomaten Didier Reynders eine Petition mit auf den Weg zum UN-Klimagipfel zu geben. Die Demonstranten trugen grüne Pappherzen und Spruchbänder wie: "Klimakrise = Nahrungsmittelkrise". Die Polizei sprach von 1.200 Teilnehmern, die Veranstalter von 2.000.

In Madrid kamen rund 500 Menschen vor dem Umweltministerium zusammen. Die Demonstranten, viele mit einem grünen Herz im Gesicht, forderten von der Regierung Einsatz für erneuerbare Energien und eine Abkehr von Öl und Atom. Die EU müsse "ehrgeizigere Ziele" verfolgen.

In Oslo demonstrierten rund 400 Menschen bei schlechtem Wetter vor dem norwegischen Parlament. Neben Regenschirmen trugen sie Schilder mit Aufschriften wie "Die grüne Revolution 2014". Auch in kleineren Städten wie Lillehammer zogen Demonstranten durch die Straßen.

Schweden: Heftiger Regen hinderte die Menschen in der Hauptstadt Stockholm nicht am Klima-Engagement. Im Eisbärkostüm oder mit orangefarbenen Luftballons machten sich Demonstranten vom Vasapark auf den Weg durch die Stadt zum Reichstag. Auf einem Plakat stand in Worten und mit einem großen Herz "Wir lieben Kinder" geschrieben.

In Athen versammelten sich wenige Dutzend Menschen unterhalb der Akropolis. Die Demonstranten skandierten "Die Uhr tickt" und forderten Maßnahmen zur Rettung der Erde jetzt.

Serbien: In Belgrad kamen nur ein paar Dutzend Umweltschützer zusammen - unter dem Banner "Politikwechsel - kein Klimawandel".

In Johannesburg stellten sich Demonstranten in weißen T-Shirts und mit ins Gesicht gemalten grünen Herzen auf einem Feld zu einem Herz auf. "Wir müssen uns mehr einbringen, Druck auf unsere Ratsmitglieder ausüben, die ihn dann nach oben weitergeben", sagte der Organisator Ferrial Adam.

In Rio de Janeiro kamen weniger Teilnehmer als erwartet. Dutzende Demonstranten zogen mit Transparenten und Bannern mit grünen Herzen an der Uferpromenade im beliebten Stadtteil Ipanema entlang.

Indien: In Neu-Delhi legte Demonstranten schon am Samstag Tiger- und Pinguin-Kostüme an, um auf die Gefahr für die Lebensräume der Tiere aufmerksam zu machen. Andere hängten sich Attrappen von Solarzellen um oder hielten Windräder aus Pappe hoch.

Nepal: In Kathmandu trugen am Samstag meist junge Menschen Schilder mit Slogans wie: "Ich bin wegen meiner Zukunft hier" oder "Wir haben nur eine Erde. Lasst sie uns schützen". (APA, 21.9.2014)

Storyful, United Nations

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300.000 Menschen marschierten gegen die Zerstörung der Umwelt auf New Yorks Straßen.

Foto: Reuters/Adreen Latif

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Die Demonstranten zeigten Kreativität, um auf ihre Anliegen aufmerksam zu machen.

Foto: Reuters/Munoz Eduardo

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Demonstrantin in New York.

Foto: Reuters/Munoz Eduardo

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Trotz des ernsten Themas ging der Humor nicht verloren.

Foto: Reuters/Carlo Allegri

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Der französische Außenminister Laurent Fabius, Primatenforscherin Jane Goodall, Al Gore, New Yorks Bürgermeister Bill de Blasio und Generalsekretär der Vereinten Nationen Ban Ki-moon zeigten ihre Unterstützung für die Demonstranten in New York.

Foto: AP/Graig Ruttle

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Schauspieler Leonardo DiCaprio mischte sich unter die Demonstranten in New York.

Foto: Reuters/Munoz Eduardo

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Auch in Paris waren tausende Menschen für den Klimaschutz unterwegs.

Foto: AP/Thomas Padilla

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In Berlin demonstrierten 10.000 Menschen.

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Berlin.

Foto: AP/Gero Breloer

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In Rio de Janeiro demonstrierte Cristo Redentor mit.

Foto: AP/Silvia Izquierdo

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Auf die 30 Meter hohe Statue wurden Texte, Bilder und Farben projiziert.

Foto: AP/Gero Breloer