Es war beim Weltwirtschaftsgipfel der damaligen G-7 im Sommer 1978 in Bonn, als die USA zum ersten Mal Deutschland aufforderten, durch eigene Wachstumsimpulse mehr zur Ankurbelung der Weltkonjunktur zu tun. Helmut Schmidt kam Jimmy Carter etwas entgegen und handelte sich vor allem eine höhere Inflation ein. Damals haben die Deutschen beschlossen, sich nie wieder als Konjunkturlokomotive einspannen zu lassen.

Wenig hat sich seither geändert. Auch beim laufenden Treffen der Finanzminister und Notenbanker, inzwischen der G-20, in Cairns forderten die USA von den Europäern, und allen voran den Deutschen, mit Deficit-Spending die Konjunktur anzukurbeln. Und Deutschland verweist wieder darauf, dass Strukturreformen und nicht mehr Schulden der Schlüssel zu nachhaltigem Wachstum sind.

US-Finanzminister Jack Lew mag ja in der Sache recht haben. Aber die Beschwörung der "makroökonomischen Koordination" zwischen den großen Volkswirtschaften ist dennoch ein sinnloses Ritual. Jedes Land muss selbst die richtige Balance zwischen Wachstum, Finanzstabilität und Reformen finden. Auch das angekündigte weltweite Investitionsprogramm ist bloß eine Absichtserklärung.

Nützlicher wäre es, wenn die G-20 die OECD-Pläne zur Unterbindung von Steuervermeidung ernsthaft vorantreiben oder auf Indien einwirken, die Umsetzung des WTO-Deals über Handelserleichterungen nicht zu blockieren. (Eric Frey, DER STANDARD, 22.9.2014)