Die ehemaligen Bettler sind in Wien unterwegs, um Interessierte über Hintergründe und Beweggründe des Bettelns zu informieren.

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Die Ausstellung "Migration Messages" erzählt die Geschichten schwarzer Migranten anhand von performativen Einlagen, Installationen und Bildkollagen.

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Wien - Sechs ehemalige Bettler sind seit Beginn der "Wienwoche" am 12. September auf Wiens Straßen unterwegs, um von persönlichen Erfahrungen zu erzählen und über Hintergründe des Bettelns zu informieren. "Stell dich nicht so an - stell mich an" heißt die Kampagne, an deren Ende die sechs Männer und Frauen einen Job finden sollen.

Die "Wienwoche" steht in der heurigen dritten Auflage unter dem Motto "Migrazija-yeah-yeah" und will nach Aussage der Initiatoren "Erste Hilfe leisten", also auch jene ansprechen, die Zuwanderung ablehnend gegenüberstehen. Insgesamt 15 Projekte setzen sich mit verschiedenen Facetten der Migration auseinander.

Video des ghanaischen Künstlers Serge Attukwei Clottey. Er wird mit seinen Arbeiten bei "Migration Messages" im Wuk-Projektraum vertreten sein.

Die Infokampagne zum Thema Betteln ist eine der Facetten. Die sechs ehemaligen Bettler stammen aus Rumänien. Der "Verein Goldenes Wiener Herz" hat sie vorübergehend als Promotoren angestellt. Die Dienstverhältnisse werden aus Spenden finanziert.

Neben dieser Initiative startet im Rahmen der "Wienwoche" am Montag die Ausstellung "Migration Messages" im Wuk-Projektraum. Anhand von Installationen, Skulpturen, Bildkollagen, Texten und performativen Einlagen erzählen afrikanische Multimedia-Künstler die Geschichten von schwarzen Migranten.

Vom Austrofaschismus zum FPÖ-Comic

Das Projekt "Moving Museum" versucht, Dauerausstellungen in drei Wiener Museen "kuratorisch zu unterwandern", also die Objekte zu hinterfragen und in einen neuen Kontext zu setzen. Ein Beispiel dafür ist der Schauraum zur Zweiten Türkenbelagerung im Jahr 1683 im Wien Museum am Karlsplatz. "Moving Museum" zeigt, dass die Belagerung damals wie heute für politische Propaganda missbraucht wurde. Die temporären Artefakte reichen von einer Publikation des Austrofaschismus bis zum FPÖ-Comic aus dem Wien-Wahlkampf 2010.

Am 21. September wird eine symbolische Massenhochzeit gefeiert. Sie soll auf behördliche Hürden beim Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft hinweisen.

Nacht der Gastarbeitermusik

Bevor die "Wienwoche" am 28. September mit einer "Langen Nacht der Gastarbeitermusik" ausklingt, findet die Migrationale statt: eine Tauschbörse, bei der Asylwerber, die aufgrund der Gesetzeslage nicht arbeiten dürfen, ihr Know-how anbieten. Angeboten werden zum Beispiel Sprachunterricht, Beratung zu Amtswegen oder Fahrradreparatur.

Die "Wienwoche" wurde vor drei Jahren von den Wiener Grünen ins Leben gerufen. Organisator und Entscheidungsträger ist der Verein zur Förderung der Stadtbenutzung. Das jährliche Budget in Höhe von 453.000 Euro trägt die Stadt. (Christa Minkin, DER STANDARD, 20.9.2014)