Wien/Klagenfurt - Wenige Wochen vor der Zerschlagung der Hypo Alpe Adria stehen dort Unstimmigkeiten an der Tagesordnung. Für einen Verkauf des Balkan-Netzwerks hat die Bankspitze ihren eigenen Zeitplan bisher verfehlt. Einen Deal bis August dingfest zu machen, ist nicht gelungen. Im Aufsichtsrat heute gab es wieder keine Entscheidungen in Richtung Verkauf. Auch eine Personalentscheidung wurde abgeblasen.

Für die Sitzung des Aufsichtsgremiums unter Vorsitz von Herbert Walter war ursprünglich erwartet worden, dass dort ein Wechsel von Hypo-Konzernchef Alexander Picker an die Spitze der verkaufsfertigen Balkan-Tochter abgenickt wird. Vorgesehen war dieser Wechsel für November, dann muss die seit 2009 notverstaatlichte Hypo ohnehin schon zerschlagen sein. Schaffte der Bund die Bank-Zerteilung bis dahin nicht, hätte ab 4. November die Europäische Zentralbank (EZB) ein gewichtiges Wort mitzureden. Die EZB übernimmt mit diesem Datum die Aufsicht über die Banken in der Eurozone.

Keine personellen Entscheidungen

Die Hypo Alpe Adria ließ Freitagmittag nach dem Aufsichtsrat über ihren Sprecher wissen, personelle Entscheidungen wären am Freitag gar nicht auf der Tagesordnung gestanden. Die Sitzung der Aufsichtsräte sei überhaupt nur eine von vielen gewesen, "um die Restrukturierung voranzubringen."

Das nächste Mal soll der Aufsichtsrat dem Vernehmen nach am 8. Oktober zusammentreffen. Ob dann schon "die künftigen Strukturen geschaffen" werden, die dann auch entsprechende Personalentscheidungen rechtfertigten, ist offen.

Von etwa einer Handvoll Interessenten für die Balkantöchter soll nach APA-Informationen mittlerweile der amerikanische Beteiligungsfonds Advent für finale Gespräche übrig geblieben sein. Auch wenn der nicht so viel bieten dürfte wie Bietergruppierungen aus dem Osten. Advent hat die EBRD mit im Bieterkonsortium. Laut EU-Vorgaben muss das Südosteuropanetzwerk bis spätestens Mitte 2015 verkauft sein. Österreich will aber unbedingt weit früher damit fertig sein.

Wegen weiterer Abschreibungen auf dem Balkan bzw. auf die Werte der dortigen Banken - aber auch wegen Italien-Wertberichtigungen - ist bei der "Zentrale" der staatlichen Hypo in Wien im ersten Halbjahr ein weiterer Riesenverlust von 1,67 Mrd. Euro entstanden. Der größte Teil der faulen Kredite aus dem Balkangeschäft war schon vorher in der Bilanz der Konzernmutter abgeladen, dieser Abbauteil kommt jetzt bis Anfang November in die staatliche Bad Bank ("Abbaugesellschaft").

Chef der Bad Bank

Die heutige Krisenbank Hypo wird "dereguliert". Das heißt, die bisherige Konzernmutter Hypo Alpe Adria International wird keine Banklizenz mehr haben demnächst Geschichte sein. Statt der jetzigen Hypo gibt es dann die Abbaugesellschaft mit ihren milliardenschweren Risiken, unverkäuflichen Assets und Krediten, über ihr steht eine Holding im Finanzministerium: Eine Gesellschaft namens Abbaubeteiligungs-AG des Bundes (ABBAG). Als Chef dieser ABBAG und auch einer eigenen Italien-Holding ist vom Finanzministerium Wolfgang Hartmann eingesetzt - er ist heute Vize-Aufsichtsratschef der Hypo Alpe Adria. Als Chef der tatsächlichen Bad Bank ist der neue Hypo-Risikovorstand Rainer Jakubowski im Gespräch.

Der amtierende Hypo-Aufsichtsratschef Walter ist nur einfacher Aufsichtsrat in den Abwicklungsholdings. Der Deutsche Walter war erst im Juni als Chef-Aufpasser in die Hypo geholt worden, vom mittlerweile zurückgetretenen Finanzminister Michael Spindelegger (ÖVP). Die Stimmung auch innerhalb des Gremiums soll sehr angespannt sein. (APA, 19.9.2014)