Kaum Zeit, kaum Geld und trotzdem eine schöne Wohnung finden: Gerade in der bei Studenten beliebten Innenstadt ist das in Innsbruck ziemlich schwierig - vor allem im Herbst.

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Anfang Oktober siedelt sich alljährlich entlang der Innsbrucker Unipromenade ein mobiles Völkchen an - so erzählt man es sich zumindest in der Tiroler Landeshauptstadt. In parkende VW-Busse und andere größere Autos, viele davon mit deutschen Kennzeichen, sollen abends junge Menschen einsteigen, um darin zu schlafen. Nicht aus Mangel an Geld, sondern an Alternativen.

Es sind künftige Studierende auf Wohnungssuche. Denn im Herbst in Innsbruck eine annehmbare und leistbare Bleibe zu finden ist für viele schwieriger, als das erste Semester zu bewältigen.

Lange Wartelisten

"Von unserer Wohnungsbörse müssen wir viele Angebote nach wenigen Stunden wieder runternehmen, weil es zu dem Zeitpunkt schon 30 bis 50 Interessenten gibt", sagt Florian Heiß, Vorsitzender der Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH) an der Universität Innsbruck. Für Heimplätze gebe es lange Wartelisten, die Wohnsituation sei insgesamt "höchst angespannt", sagt Heiß. Das habe sich in den vergangenen Jahren kein bisschen gebessert.

Tirols Landeshauptstadt hat derzeit rund 150.000 Einwohner, darunter fast 40.000 Studierende. Tendenz steigend. "Innsbruck wird ein rasantes Wachstum prognostiziert. Bis ins Jahr 2025 werden wir um 6000 Haushalte mehr haben", sagt Gerhard Fritz, grüner Stadtrat für Stadtentwicklung. Aufgrund der derzeitigen Unterversorgung bedeutet das: Innerhalb der nächsten zehn Jahre müssen 9000 zusätzliche Wohnungen entstehen. Aber wo?

Schwierige Lage

Aufgrund Innsbrucks Lage, eingekesselt von Bergen, sei das eine ziemliche Herausforderung: "Die Hälfte des künftigen Wohnraumes soll durch Umnutzung und Nachverdichtung entstehen und möglichst wenig über die Umwidmung von Grünflächen", sagt Fritz. Was er damit meint: Wohnungen auf einem alten Kasernenareal errichten, Dachböden ausbauen, abreißen und höher bauen, die Wiesen in Ruhe lassen.

Den Neo-Studenten im Herbstsemester 2014 nutzen die Ankündigungen aber noch nichts. Auf geförderte Stadtwohnungen haben sie meist keinen Anspruch und sind damit dem privaten Wohnungsmarkt ausgeliefert. "Als Vermieter findet man zu fast jedem Preis einen, der ihn zahlt", sagt Heiß - das treibt die Preise nach oben.

Dadurch haben alle Wohnungsuchenden in Innsbruck ein Problem. Makler wissen, dass sie eine Vier-Zimmer-Wohnung an vier Studierende vermieten können, die jeweils bis zu 400 Euro zahlen. Das ergibt eine Miete, die sich die meisten Familien nicht leisten könnten. Studierende der Medizinischen Universität und des Management Center Innsbruck (MCI) bekommen darüber hinaus erst knapp vor Studienbeginn Bescheid, ob sie aufgenommen wurden - und unterschreiben dann oft überhapps überteuerte Verträge.

Moderne Wohnheime

Lösungsansätze der Hochschülerschaft: zusätzliche Wohnheime mit attraktiven Angeboten, die eher in Richtung Wohngemeinschaft als Einzelzimmer gehen, eine "überfällige Anpassung" der Mietzinsbeihilfe und dass diese anders berechnet wird. "Für die Beihilfe zählt das gesamte Haushaltseinkommen. Man darf also nur mit Leuten zusammenwohnen, die auch so wenig Einkommen haben wie ich. Das geht an der Realität vorbei", sagt Heiß. Zumindest neue Wohnheime seien bereits in Planung, sagt Fritz.

Die größten Schwierigkeiten hätten Nichteuropäer: "Am privaten Sektor stoßen etwa Afrikaner, die nur Englisch sprechen, oft auch noch auf sämtliche Vorurteile", sagt Fabian Wiegand vom Referat für Heime und Wohnen der ÖH. Immerhin: "Am Ende findet schon jeder etwas, nur vermutlich nicht das, was er gesucht hat." (Katharina Mittelstaedt, DER STANDARD, 20.9.2014)