Heute wieder ein Vorschlag zur Weltverbesserung. Im Zuge der Debatten um das blaue Politwunder Maximilian Krauss - schon mit 21 weltanschaulich so modern wie ein deutscher Reichsparteitag - hat die Öffentlichkeit von einem Traumberuf erfahren, der alle traditionellen Traumberufe in den Schatten stellt.

Wo Jugendliche früher von einem Leben als Bundespräsident, Model, Ohrenärztin oder Zuhälter träumten, will heute jeder Landesschulratsvizepräsident (LSVP) werden. Da kein Mensch weiß, wozu ein Landesschulrat wirklich nütze ist, weiß man noch weniger, was ein LSVP tut, wenn der Tag lang ist. Denkt er über den nächsten Pisa-Test nach? Streichelt er liebevoll sein Parteibuch? Überlegt er, wie er die flächendeckende Versorgung der Klassenräume mit Tafelfetzen bewerkstelligen soll?

Wir wissen es nicht, aber dem Salär nach zu urteilen, handelt es sich um eine staatstragende Position mit einem nervenzerfetzenden Anforderungsprofil. Käme die OÖ-Landesschulratsvizepräsidentin ihrem 8100-Euro-Job nicht nach wie eine Haftelmacherin, ginge es in den Volksschulen von Vöcklabruck garantiert drunter und drüber, und in den Unterstufen in Urfahr-Umgebung wäre der Teufel los.

Umso schockierender die Nachricht, dass man in Salzburg und Wien das Landesschulratsvizepräsidentenamt nun abschaffen (!) will. Ja, hat man denn an der Salzach noch alle Tassen im Schrank? Dreht man an der Donau völlig durch? Geht es politisch noch kurzsichtiger?

Just in die entgegengesetzte Richtung sollte gearbeitet werden: Für den Fall, dass Landesschulratspräsident und Landesschulratsvizepräsident zur gleichen Zeit indisponiert sein sollten, gehört zusätzlich ein Landesschulratsvizepräsidentenstellvertreter installiert, der die Lücke umgehend ausfüllen kann.

Zudem muss die notorisch zu schlanke Schulverwaltung des Landes endlich aufgefettet werden, indem für jede einzelne österreichische Schule ein eigener Schulrat mit Präsident, Vizepräsident und Vizepräsidentenstellvertreter eingerichtet wird. Flankierende Maßnahme, damit nur die besten Köpfe zum Zug kommen: eine neue Castingshow im ORF. Der Preis für den Sieger von "Österreich sucht den Super-Landesschulratsvizepräsidenten" steht jetzt schon fest: ein Dutzend Fleißzettel sowie ein lebenslanger Spitzenplatz auf der Bezügepyramide. (Christoph Winder, Album, DER STANDARD, 20./21.9.2014)